Kortison gehört zur Gruppe der Glukokortikoide, die in der Nebennierenrinde produziert werden. Wenn Kortison in den Körper gelangt, sei es durch natürliche Produktion oder als Medikament, kann es leicht in die Zellen eindringen, da es fettlöslich ist. Dort bindet es sich an spezifische Rezeptoren, die als Glukokortikoid-Rezeptoren bekannt sind.
Genregulation und ihre Auswirkungen
Diese Rezeptor-Medikament-Komplexe verlagern sich dann in den Zellkern, wo sie die Aktivität bestimmter Gene regulieren können. Im Zellkern angekommen, beginnt der Komplex, die Transkription bestimmter Gene zu beeinflussen. Dies hat mehrere Auswirkungen: Erstens hemmt es Gene, die für die Produktion von entzündungsfördernden Proteinen verantwortlich sind. Das ist der Hauptgrund, warum Kortison so effektiv Entzündungen bekämpft. Zweitens fördert es Gene, die entzündungshemmende Proteine produzieren, die den Entzündungsprozess weiter dämpfen.
Beeinflussung von Zellmediatoren: Ein zentraler Aspekt der Kortisonwirkung
Zellmediatoren sind biochemische Botenstoffe, die von Zellen ausgeschüttet werden und maßgeblich an der Koordination und Kommunikation zwischen verschiedenen Zelltypen beteiligt sind. Ihre Bedeutung für Entzündungsprozesse, allergische Reaktionen und Immunantworten kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Bei Entzündungen werden eine Vielzahl dieser Mediatoren freigesetzt. Hierzu gehören Prostaglandine, Leukotriene und Zytokine. Diese Substanzen intensivieren den Entzündungsprozess, indem sie die Durchblutung erhöhen, Immunzellen an den Entzündungsort locken und die Durchlässigkeit der Blutgefäße verändern. Kortison greift genau hier ein: Es hemmt die Produktion dieser entzündungsfördernden Mediatoren und reduziert damit die Schwere und Dauer der Entzündungsreaktion.
Allergische Reaktionen, von Heuschnupfen bis zu schweren allergischen Schocks, werden ebenfalls durch Zellmediatoren vermittelt. Insbesondere Histamine, die von Mastzellen und Basophilen freigesetzt werden, sind für die typischen allergischen Symptome wie Juckreiz, Schwellung oder Atemnot verantwortlich. Kortison kann die Freisetzung von Histamin und anderen allergiefördernden Substanzen vermindern und somit allergische Reaktionen abschwächen.
Was die Immunantwort betrifft, sind Zytokine die Schlüsselmediatoren. Sie sind an der Regulation der Aktivität und Funktion von Immunzellen, wie T- und B-Zellen, beteiligt. Kortison beeinflusst die Zytokinproduktion und -freisetzung, was zu einer Modulation der Immunantwort führt. Dies kann in einigen Situationen eine immunstärkende Wirkung haben, während es in anderen eine immundämpfende Wirkung zeigt.
Insgesamt zeigt sich, dass Kortison durch seine Beeinflussung von Zellmediatoren in der Lage ist, in diverse körperliche Reaktionen einzugreifen und diese zu modulieren, was seine therapeutische Effektivität in vielen klinischen Kontexten erklärt.
Fazit
Die entzündungshemmende Wirkung von Kortison macht es zu einem wertvollen Werkzeug in der Medizin. Insgesamt ist Kortison ein faszinierendes Beispiel dafür, wie ein Molekül die komplexe Maschinerie unserer Zellen beeinflussen kann, um therapeutische Vorteile zu bieten. Sein Wirkmechanismus zeigt die unglaubliche Wechselwirkung zwischen Medikamenten, Zellen und Genen und wie dieses Zusammenspiel unseren Körper beeinflussen kann.
Quellen, Leitinien & Studien
- Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie Forth, Henschler, Rummel et al. 8. Aufl. 2001
- Herold, G. et al. Innere Medizin.
- Deutsche Rheuma-Liga. Therapieregeln bei Kortison-Präparaten. 2021. www.rheuma-liga.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): https://www.gesundheitsinformation.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin: patienten-information.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte e.V.: hno-aerzte-im-netz.de (Abruf: 07/2019)
- Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.: lungenaerzte-im-netz.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.: Bei Glukokortikoid-Therapie von Anfang an der Osteoporose vorbeugen: idw-online.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen der PTAheute: Es geht auch ohne Rezept – Frei verkäufliche Glucocorticoide: ptaheute.de (Abruf am: 06.10.2023)
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