Kortison-Tabletten sind für viele Menschen ein wichtiger Bestandteil ihrer medizinischen Therapie, insbesondere bei entzündlichen oder Autoimmunerkrankungen. Doch warum empfehlen Ärzte so oft, diese Tabletten morgens zwischen 6 und 8 Uhr einzunehmen? Die Antwort liegt in unserem natürlichen Hormonzyklus.
Die morgendliche Einnahme von Kortison-Tabletten: Im Einklang mit dem körpereigenen Rhythmus
Cortisol: Unser körpereigenes Kortison
Cortisol, oft auch "Stresshormon" genannt, ist ein Hormon, das unser Körper täglich produziert und freisetzt. Es wird in der Nebennierenrinde aus Cholesterin gebildet und hat viele lebenswichtige Funktionen, unter anderem die Regulation des Stoffwechsels, die Aktivierung von Energiereserven und die Reaktion auf Stress. Die Produktion von Cortisol folgt einem bestimmten Muster: Die Konzentration ist in den frühen Morgenstunden am höchsten und nimmt im Laufe des Tages ab.
Den natürlichen Rhythmus nachahmen
Wenn Ärzte Kortisonpräparate verschreiben, ist es ideal, wenn die Einnahmezeit des Medikaments dem natürlichen Rhythmus des körpereigenen Kortisols entspricht. Deshalb wird empfohlen, Kortison-Tabletten zwischen 6 und 8 Uhr morgens nach dem Frühstück einzunehmen. Dies hat den Vorteil, dass die körpereigene Cortisolausschüttung nachgeahmt wird und der Körper weniger "überrascht" wird. Durch die Einnahme zu einem Zeitpunkt, an dem der Körper von Natur aus hohe Cortisolspiegel erwartet, können Nebenwirkungen minimiert und die Wirksamkeit maximiert werden.
Bessere Verträglichkeit durch Anpassung
Ein weiterer Vorteil der zeitlichen Anpassung ist die bessere Verträglichkeit. Ein plötzlicher Anstieg des Cortisolspiegels zu ungewohnten Zeiten kann den Körper stressen und unerwünschte Nebenwirkungen verstärken. Wird das Medikament jedoch dann eingenommen, wenn der Körper biologisch darauf eingestellt ist, können mögliche Risiken reduziert und der therapeutische Nutzen des Medikaments optimal genutzt werden.
Fazit
Die morgendliche Einnahme von Kortison-Tabletten in Übereinstimmung mit dem natürlichen Kortisol-Zyklus ist ein einfacher, aber wirksamer Weg, um die Vorteile dieses Medikaments voll auszuschöpfen und gleichzeitig die Nebenwirkungen zu minimieren. Es zeigt, wie wichtig das Verständnis und die Beachtung unserer inneren biologischen Uhr für die medizinische Behandlung sein kann.
Quellen, Leitinien & Studien
- Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie Forth, Henschler, Rummel et al. 8. Aufl. 2001
- Herold, G. et al. Innere Medizin.
- Deutsche Rheuma-Liga. Therapieregeln bei Kortison-Präparaten. 2021. www.rheuma-liga.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): https://www.gesundheitsinformation.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin: patienten-information.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen des Deutschen Berufsverbands der HNO-Ärzte e.V.: hno-aerzte-im-netz.de (Abruf: 07/2019)
- Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.: lungenaerzte-im-netz.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V.: Bei Glukokortikoid-Therapie von Anfang an der Osteoporose vorbeugen: idw-online.de (Abruf am: 06.10.2023)
- Online-Informationen der PTAheute: Es geht auch ohne Rezept – Frei verkäufliche Glucocorticoide: ptaheute.de (Abruf am: 06.10.2023)
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