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Drei Frauen mit nachdenklichen und ernsten Blicken – Text: 'Mein Leben mit der Diagnose triple-negativer Brustkrebs

Ein anderer Weg der Therapie – und damit auch andere Reaktionen!

Pembrolizumab gehört zu einer vergleichsweise neuen Form der Krebstherapie, den sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitoren. Diese Medikamente greifen nicht direkt den Tumor an, wie es zum Beispiel bei Chemotherapie der Fall ist. Stattdessen greifen sie in die Kommunikation zwischen Tumorzellen und dem Immunsystem ein – an den sogenannten „Checkpoints“, also den Kontrollpunkten, die normalerweise verhindern, dass das Immunsystem überreagiert.

Krebszellen nutzen solche Kontrollmechanismen häufig, um sich zu tarnen und ungestört zu wachsen. Pembrolizumab setzt genau dort an, wo diese Tarnung beginnt. Es löst quasi die „Bremsen“ des Immunsystems und ermutigt die Abwehrzellen, wieder aktiv gegen den Krebs vorzugehen.

„Checkpoints“, also den Kontrollpunkten, die normalerweise verhindern, dass das Immunsystem überreagiert.

Das bedeutet aber auch: Die Nebenwirkungen von Pembrolizumab unterscheiden sich von denen klassischer Krebstherapien. Sie entstehen nicht durch eine Vergiftung von Zellen, sondern dadurch, dass das Immunsystem wieder aktiver wird – manchmal auch gegen körpereigene Strukturen.

Was genau im Körper passieren kann

Wenn das Immunsystem unter Pembrolizumab neu angeregt wird, kann es in manchen Fällen über das Ziel hinausschießen. Dann greifen Immunzellen nicht nur Krebszellen an, sondern auch gesundes Gewebe. Diese sogenannten immunvermittelten Nebenwirkungen können ganz unterschiedliche Organe betreffen – je nachdem, wo das Immunsystem eine „falsche Baustelle“ vermutet.

Häufig berichten Betroffene von anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung. Dieses Gefühl ist oft nicht vergleichbar mit normaler Müdigkeit. Es kann sich wie ein tiefer, schwerer Nebel anfühlen, der durch Schlaf oder Ruhe kaum gelindert wird. Für viele ist es eine der belastendsten Nebenwirkungen, weil sie den Alltag durchdringt und die Lebensqualität spürbar einschränkt.

Auch Hautveränderungen sind nicht selten. Manchmal zeigen sich rote Flecken, juckende Ausschläge oder trockene, schuppige Haut. Manche Menschen entwickeln Pigmentveränderungen, die zwar harmlos, aber optisch auffällig sein können. Solche sichtbaren Symptome lösen oft Scham oder Rückzug aus – gerade, wenn man sich ohnehin verletzlich fühlt.

Der Magen-Darm-Trakt ist ein weiterer Bereich, in dem sich Nebenwirkungen zeigen können. Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall können Hinweise auf eine beginnende Darmentzündung sein. Hier ist es wichtig, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen.

Auch hormonelle Veränderungen sind möglich. Das Immunsystem kann hormonbildende Drüsen wie die Schilddrüse, die Nebennieren oder die Hypophyse angreifen. Die Folge können Symptome wie Gewichtszunahme, Haarausfall, Stimmungsschwankungen, Zyklusveränderungen oder starke Nervosität sein.

Besonders sensibel reagieren manche Organe auf die überaktive Immunreaktion: Die Lunge kann betroffen sein – was sich durch trockenen Husten, Luftnot oder Schmerzen beim Atmen äußert. In schweren Fällen entwickelt sich eine sogenannte Pneumonitis. Auch das Herz, die Nieren, die Leber oder das zentrale Nervensystem können – in seltenen Fällen – in Mitleidenschaft gezogen werden.

Zwischen Verunsicherung und Vertrauen – emotionaler Umgang mit Nebenwirkungen

Viele Menschen, die mit Pembrolizumab behandelt werden, beschreiben nicht nur körperliche, sondern auch seelische Herausforderungen. Die Angst, dass plötzlich etwas „Unkontrollierbares“ im Körper passiert – ausgelöst durch die eigene Immunabwehr –, kann verunsichern.

Hinzu kommt die Schwierigkeit, Nebenwirkungen richtig einzuordnen. Ist es nur eine Erkältung – oder ein erstes Anzeichen einer immunvermittelten Reaktion? Ist die Erschöpfung ein normales Begleitsymptom – oder Ausdruck einer hormonellen Störung?

Deshalb ist es besonders wichtig, eng mit dem ärztlichen Team zusammenzuarbeiten. Jede Veränderung sollte angesprochen werden – lieber einmal zu viel als zu wenig. Es gibt mittlerweile sehr gute Strategien, um immunvermittelte Nebenwirkungen zu behandeln.

Manchmal wird die Immuntherapie vorübergehend pausiert, in seltenen Fällen ganz beendet. All das geschieht in enger Abstimmung – mit dem Ziel, den bestmöglichen Weg für jede einzelne Person zu finden.

Was hilft im Alltag?

Ein hilfreiches Werkzeug im Alltag vieler Betroffener ist ein persönliches Therapietagebuch. Es hilft, körperliche Veränderungen systematisch festzuhalten, Muster zu erkennen und Symptome zeitlich einzuordnen.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann eine große Stütze sein. Ob in Selbsthilfegruppen, Online-Foren oder durch therapeutische Begleitung – das Teilen von Erfahrungen entlastet und stärkt das Gefühl, mit dieser Herausforderung nicht allein zu sein.

Ebenso wichtig ist es, sich Pausen zu erlauben. Der Anspruch, den Alltag wie gewohnt zu bewältigen, ist verständlich – aber manchmal schlicht nicht realistisch. Ruhe, Geduld mit sich selbst und ein verständnisvolles Umfeld sind genauso Teil der Therapie wie die medizinische Behandlung.

Ein ausgewogenes Verhältnis von Chancen und Risiken

Pembrolizumab ist ein starkes Instrument im Kampf gegen bestimmte Krebsarten. Seine Wirkung basiert auf der natürlichen Kraft des Immunsystems – und genau darin liegt sowohl das Potenzial als auch das Risiko.

Viele Menschen profitieren heute von dieser Therapie, erleben längere Phasen ohne Krankheitsfortschritt oder sogar Rückbildungen des Tumors. Die Nebenwirkungen, so individuell sie sind, stehen oft in einem vertretbaren Verhältnis zum Nutzen – vorausgesetzt, sie werden frühzeitig erkannt und behandelt.

Ein gemeinsamer Weg, kein einsamer Kampf

Der Umgang mit möglichen Nebenwirkungen erfordert Wachsamkeit, Offenheit und gute Kommunikation. Doch niemand muss diesen Weg allein gehen. Ärztinnen, Pflegekräfte, Psychologinnen, Angehörige und Mitbetroffene bilden ein Netz, das trägt – auch in Momenten der Unsicherheit.

Pembrolizumab ist keine einfache Therapie, aber für viele eine, die echte neue Perspektiven eröffnet. Wer sich gut informiert fühlt, wer frühzeitig Unterstützung bekommt und wer sich erlaubt, nicht alles allein meistern zu müssen, kann mit mehr Vertrauen durch die Therapie gehen – auch durch schwierige Phasen.

Denn am Ende geht es nicht nur um Nebenwirkungen. Es geht darum, das Leben mit einer schweren Erkrankung möglichst lebenswert zu gestalten. Und genau dabei kann gute, menschliche Begleitung ebenso wichtig sein wie das Medikament selbst.

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