Brustkrebs ist eine der am häufigsten diagnostizierten Krebserkrankungen bei Frauen weltweit. Während es verschiedene Arten von Brustkrebs gibt, sind invasive Tumoren besonders besorgniserregend.
Was bedeutet "invasiv"?
Invasive Tumoren sind Krebsarten, die über die ursprünglichen Gewebegrenzen hinausgewachsen sind. Im Gegensatz zu In-Situ-Karzinomen, die auf das Ursprungsgewebe beschränkt bleiben, haben invasive Tumoren die Fähigkeit, in benachbarte Gewebe einzudringen und Metastasen in anderen Organen zu bilden.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose invasiver Tumoren erfolgt oft durch eine Mammographie, gefolgt von einer Biopsie zur Bestätigung. Weitere Tests wie Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) können zusätzlich durchgeführt werden.
Warum sind invasive Tumoren der Brust besonders gefährlich?
Invasive Brusttumoren sind besonders bedenklich, da sie das Potenzial haben, über ihren ursprünglichen Entstehungsort hinaus zu wachsen. Sie können in das umgebende Brustgewebe eindringen und sich in andere Teile des Körpers wie Knochen, Lunge, Leber oder Gehirn ausbreiten. Diese Fähigkeit zur Metastasierung unterscheidet invasive Tumoren von den "in situ"-Karzinomen, die auf ihren Entstehungsort beschränkt sind. Darüber hinaus können einige invasive Tumoren schnell wachsen und sich ausbreiten, was ihre Behandlung erschwert.
Ein weiteres besorgniserregendes Merkmal invasiver Tumoren ist ihre Fähigkeit, sich in nahe gelegene Lymphknoten auszubreiten. Dies ist häufig ein Zeichen für eine fortgeschrittene Erkrankung und kann sich negativ auf die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose auswirken. Darüber hinaus gibt es verschiedene Subtypen von invasivem Brustkrebs, von denen einige aggressiver sind als andere. Einige dieser Subtypen können gegen bestimmte Therapien resistent sein, was die Behandlung erschwert.
Welche Arten von invasiven Tumoren der Brust gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von invasiven Brusttumoren, die sich in ihrer Aggressivität, ihrem Wachstumsmuster und ihrer Behandlungsansprache unterscheiden können. Zu den häufigsten gehören:
Invasiv-duktaler Karzinom (IDC)
Dies ist die häufigste Form von invasivem Brustkrebs. Er entsteht in den Milchgängen und breitet sich in das umgebende Brustgewebe aus.
Invasiv-lobuläres Karzinom (ILC)
Dieser Tumor entsteht in den Milchdrüsen (Lobuli) und kann sich ebenfalls in das umgebende Gewebe ausbreiten. Er macht etwa 10% der Brustkrebsfälle aus.
Dreifach-negativer Brustkrebs
Diese Krebsart ist besonders schwer zu behandeln und spricht nicht auf bestimmte Hormonbehandlungen an. Das liegt daran, dass die Krebszellen keine speziellen "Andockstellen" für die Hormone Östrogen und Progesteron haben und auch nicht auf eine spezielle Krebstherapie, die HER2/neu genannt wird, ansprechen.
HER2-positiver Brustkrebs
Hierbei handelt es sich um Krebszellen, die einen Überschuss des Proteins HER2 haben. Dieser Typ kann aggressiver sein, aber es gibt spezifische Therapieoptionen, die direkt auf HER2 abzielen.
Weitere Informationen zu HER2 finden Sie auch hier:
- HER2-positiver Brustkrebs: Welche Therapien gibt es und wie ist die Prognose?
- HER2-negativer Brustkrebs: Warum das eine gute Nachricht ist
Inflammatorischer Brustkrebs
Dies ist eine seltene und sehr aggressive Form des Brustkrebses, die die Lymphgefäße in der Haut der Brust blockiert. Die Brust kann geschwollen und rot werden, ähnlich einer Entzündung.
Diese verschiedenen Arten erfordern unterschiedliche Behandlungsansätze und haben jeweils eigene Prognosen. Deshalb ist die genaue Diagnose des Tumortyps entscheidend für die Auswahl der am besten geeigneten Therapie.
Therapieoptionen
Die Behandlung von invasivem Brustkrebs ist in der Regel komplexer als die Behandlung von "in situ"-Karzinomen. Sie kann eine Kombination verschiedener Ansätze wie Operation, Chemotherapie, Strahlentherapie, Hormontherapie und zielgerichtete Therapie erfordern. Trotz dieser Herausforderungen haben Früherkennung und moderne Behandlungsmethoden die Überlebensraten von Brustkrebspatientinnen verbessert.
Chirurgische Eingriffe
Die häufigste erste Behandlungsoption ist die Operation, die eine Mastektomie oder Lumpektomie sein kann. Bei einer Mastektomie wird die gesamte Brust entfernt, während bei einer Lumpektomie nur der Tumor und ein Rand des umliegenden Gewebes entfernt wird.
Chemotherapie
Je nach Stadium und Art des Tumors kann eine Chemotherapie empfohlen werden. Medikamente wie Doxorubicin (Handelsname: Adriamycin) oder Cyclophosphamid (Cytoxan) werden häufig verwendet.
Hormontherapie
Für hormonrezeptorpositive Tumore können Hormontherapien wie Tamoxifen oder Aromatasehemmer wie Letrozol (Femara) eingesetzt werden.
Strahlentherapie
Dies wird häufig nach einer Lumpektomie /ei der Lumpektomie werden nur der Tumor und ein kleiner Teil des umliegenden gesunden Gewebes entfernt) durchgeführt, um das Risiko eines Wiederauftretens zu reduzieren.
Prognose
Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Stadium des Krebses, der Größe des Tumors und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab. Früherkennung und Behandlung erhöhen die Überlebenschancen erheblich.
Fazit
Invasive Tumoren der Brust erfordern eine sorgfältige Diagnose und ein individuell abgestimmtes Behandlungsprogramm. Durch Fortschritte in der Medizin gibt es heute jedoch viele vielversprechende Behandlungsoptionen.
Quellen, Leitinien & Studien
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HER2-positiv
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- Deutsche Krebshilfe (04/2018): Familiärer Brust- und Eierstockkrebs. Die blauen Ratgeber 24
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- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Stand August 2019. Online unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de (Anruf: 25.08.2023).
- Deutsche Krebsgesellschaft, Onko Internetportal, Brustkrebs: Basis-Infos für Patientinnen und Angehörige. Online unter www.krebsgesellschaft.de (Zugriff am 25.08.2023).
- AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand: März 2021:
https://www.ago-online.de
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