Ocrelizumab (Handelsname: Ocrevus) ist ein monoklonaler Antikörper, der speziell auf das CD20-Protein auf der Oberfläche von B-Zellen abzielt. Es wird hauptsächlich zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) eingesetzt, einer chronischen Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft.
Ocrelizumab (Ocrevus) – Anwendung und Wirkungsweise
Ocrelizumab (Ocrevus) ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der zur Behandlung bestimmter Formen der Multiplen Sklerose (MS) eingesetzt wird. MS ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft und zu einer Vielzahl neurologischer Symptome führt.
Indikationen und Einsatzgebiete von Ocrelizumab:
Multiple Sklerose
- (MS):Schubförmige Multiple Sklerose (RMS)
Ocrelizumab wird zur Behandlung von Patienten mit schubförmig-remittierender MS eingesetzt. Diese Form der MS ist durch Phasen von neurologischen Verschlechterungen (Schüben) und anschließender Besserung (Remission) gekennzeichnet. - Primär progrediente Multiple Sklerose (PPMS)
Ocrelizumab ist auch für die Behandlung von Patienten mit primär progredienter MS zugelassen. Diese Form der MS ist durch eine stetige Verschlechterung der neurologischen Funktion vom Beginn der Erkrankung an gekennzeichnet, ohne erkennbare Schübe oder Remissionen.
Wirkungsweise von Ocrelizumab
Ocrelizumab zielt spezifisch auf das CD20-Protein auf der Oberfläche von B-Zellen ab. Die Bindung an CD20 führt zur Depletion dieser Zellen durch verschiedene Mechanismen. Einerseits aktiviert Ocrelizumab die antikörperabhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADCC), wobei natürliche Killerzellen die B-Zellen zerstören. Andererseits induziert es die komplementabhängige Zytotoxizität (CDC), die zur Bildung von Membranangriffskomplexen und zur Lyse der B-Zellen führt. Zusätzlich kann die direkte Bindung an CD20 zur Apoptose der B-Zellen führen. Durch die Reduktion der B-Zellen wird die Anzahl der Autoantikörper, die gegen das Myelin im zentralen Nervensystem gerichtet sind, verringert, was die Entzündungsprozesse vermindert und das Fortschreiten der MS verlangsamt.
Studien und Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Ocrelizumab wurde in mehreren klinischen Studien nachgewiesen.
In den Phase-III-Studien OPERA I und OPERA II wurde Ocrelizumab bei Patienten mit schubförmiger MS mit Interferon beta-1a (Rebif) verglichen. In diesen Studien reduzierte Ocrelizumab die annualisierte Schubrate um etwa 46-47% im Vergleich zu Interferon beta-1a. Darüber hinaus zeigte sich eine signifikante Reduktion der Anzahl neuer und sich vergrößernder T2-Läsionen im MRT sowie eine Verlangsamung der Behinderungsprogression.
Die ORATORIO-Studie untersuchte die Wirksamkeit von Ocrelizumab bei primär progredienter MS im Vergleich zu Placebo. Ocrelizumab verzögerte signifikant die Behinderungsprogression und verringerte die Anzahl der in T1-gewichteten MRTs sichtbaren Läsionen. Patienten, die Ocrelizumab erhielten, zeigten auch eine geringere Zunahme des Volumens der Hirnatrophie im Vergleich zu Placebo.
Nebenwirkungen
Wie bei jeder medikamentösen Therapie gibt es auch bei Ocrelizumab potenzielle Nebenwirkungen.
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Infusionsreaktionen, die während oder innerhalb von 24 Stunden nach der Infusion auftreten können. Symptome umfassen Hautausschlag, Juckreiz, Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen und Atemnot. Um das Risiko von Infusionsreaktionen zu verringern, erhalten Patienten vor der Infusion Prämedikationen wie Antihistaminika, Kortikosteroide und Antipyretika.
Patienten, die Ocrelizumab erhalten, haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen, insbesondere der oberen Atemwege und Herpesvirus-Infektionen. Schwerwiegendere Infektionen wie opportunistische Infektionen oder Hepatitis B-Reaktivierung sind selten, aber möglich und erfordern sorgfältige Überwachung.
Es gibt Hinweise auf ein leicht erhöhtes Risiko für bösartige Erkrankungen, insbesondere Brustkrebs. Langfristige Sicherheitsdaten sind jedoch begrenzt, und weitere Studien sind notwendig, um dieses Risiko genauer zu beurteilen. In seltenen Fällen können Autoimmunerkrankungen wie eine Immunthrombozytopenie oder Autoimmunhepatitis auftreten.
Fazit
Ocrelizumab stellt eine bedeutende therapeutische Option für Patienten mit schubförmiger und primär progredienter Multipler Sklerose dar. Durch die gezielte Depletion von B-Zellen kann es das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Wie bei allen wirksamen Therapien ist eine sorgfältige Überwachung der Patienten notwendig, um potenzielle Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Quelle
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- Montalban, X., Hauser, S. L., Kappos, L., Arnold, D. L., Bar-Or, A., Comi, G., ... & Wolinsky, J. S. (2017). Ocrelizumab versus Placebo in Primary Progressive Multiple Sclerosis. New England Journal of Medicine, 376(3), 209-220. doi:10.1056/NEJMoa1606468
Quellen, Leitinien & Studien
Zur Indikation: Diabetes Typ 2
- SUSTAIN-Studien
Eine Reihe von globalen klinischen Studien, bekannt als die SUSTAIN-Studien (Semaglutide Unabated Sustainability in Treatment of Type 2 Diabetes), wurden durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Ozempic zu bewerten. Diese Studien haben gezeigt, dass Ozempic den Blutzuckerspiegel wirksam senken und zur Gewichtsabnahme beitragen kann.- Marso SP et al. N Engl J Med 2016 Sept 16; DOI: 10.1056/NEJMoa1607141
- Launch-Fachpressekonferenz „Blutzucker, Gewicht und Herz: Typ-2-Diabetes mit Ozempic® umfassend therapieren“, Dresden, 31. Januar 2020; Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH
- PIONEER-Studien
Diese Studien bewerteten die oral verabreichte Form von Semaglutid, die ebenfalls eine wirksame Senkung des Blutzuckerspiegels und Gewichtsabnahme zeigte.- Velazquez, E.J., et al. (PIONEER-HF = ComParison Of Sacubitril/valsartaN versus Enalapril on Effect on ntpRo-bnp in patients stabilized from an acute Heart Failure episode): N. Engl. J. Med. 2019, 380, 539
- SUSTAIN 6 und PIONEER 6-Studien
Diese Studien untersuchten das kardiovaskuläre Risikoprofil von Ozempic und fanden heraus, dass es das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse bei Patienten mit Typ-2-Diabetes reduzieren kann.- SUSTAIN 6. Präsentation auf dem 52. Annual Meeting der European Association for the Study of Diabetes (EASD) am 16.09.2016 in MüncheN
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- Adipositas
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Zur Indikation: Adipositas
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