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Drei Frauen in unterschiedlichen Situationen, die das Leben mit Multipler Sklerose zeigen.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem die Myelinscheide angreift, die die Nervenfasern schützt und isoliert. Diese Schädigung führt zu einer Beeinträchtigung der Nervensignalübertragung, was eine Vielzahl von Symptomen verursachen kann, von motorischen Problemen bis hin zu kognitiven Beeinträchtigungen. Die Remyelinisierung, also die Reparatur der Myelinschicht, ist ein zentrales Ziel der aktuellen Forschung, um die Schäden zu beheben und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Mechanismen der Remyelinisierung

CVL-1001 und CVL-2001

Ein vielversprechender Ansatz in der Remyelinisierungsforschung sind die experimentellen oralen Behandlungen CVL-1001 und CVL-2001 von Convelo Therapeutics. Diese Wirkstoffe zielen darauf ab, die Differenzierung und Aktivierung von Oligodendrozyten zu fördern, den Zellen, die für die Myelinbildung verantwortlich sind. CVL-1001 hemmt das Emopamil-Bindungsprotein (EBP), während CVL-2001 die Aktivität des CYP51-Enzyms blockiert. Beide Proteine spielen eine entscheidende Rolle im Cholesterinstoffwechsel, der wiederum für die Myelinproduktion essentiell ist. Durch die Hemmung dieser Proteine wird die Differenzierung der Oligodendrozyten gefördert, was zu einer verstärkten Myelinbildung und -reparatur führt.

In präklinischen Studien an Nagetieren zeigten CVL-1001 und CVL-2001 vielversprechende Ergebnisse. Diese Studien demonstrierten eine signifikante Zunahme der Myelinbildung in geschädigten Bereichen des zentralen Nervensystems. Die Behandlung führte zu einer verbesserten Funktion der Nerven und einer Reduktion der Krankheitssymptome. Diese Ergebnisse sind besonders ermutigend, da sie zeigen, dass diese Medikamente potenziell in der Lage sind, die durch MS verursachten Nervenschäden zu reparieren, anstatt nur die Entzündung zu reduzieren.

CNM-Au8

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist CNM-Au8, ein experimentelles orales Medikament, das von Clene Nanomedicine entwickelt wurde. CNM-Au8 enthält eine Suspension von Goldnanopartikeln, die als Katalysatoren wirken und die Energieproduktion in Nervenzellen verbessern sollen. Diese Nanopartikel sollen das Verhältnis von NAD+/NADH (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) optimieren, was die zelluläre Energieproduktion steigert und somit die Funktion von Nervenzellen unterstützt.

In Langzeitstudien, insbesondere in der VISIONARY-MS-Studie, zeigte CNM-Au8 signifikante Verbesserungen in der Gesundheit von Nerven und Myelin bei Patienten mit schubförmig-remittierender MS (RRMS). Die Studie umfasste 73 Patienten, die über einen Zeitraum von fast einem Jahr entweder eine Dosis von CNM-Au8 oder ein Placebo erhielten. Die Patienten, die CNM-Au8 einnahmen, zeigten signifikante Verbesserungen in ihrer Sehfähigkeit sowie in der Gesundheit der Nervenfasern im Gehirn.

Nach dem Ende der initialen Studie traten 55 Teilnehmer in eine Verlängerungsstudie ein, bei der sie über einen Zeitraum von zwei weiteren Jahren täglich CNM-Au8 einnahmen. Diese Verlängerungsstudie bestätigte, dass die positiven Effekte von CNM-Au8 auf die Sehfähigkeit und die kognitive Funktion über drei Jahre hinweg aufrechterhalten wurden. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen im Zusammenhang mit CNM-Au8 dokumentiert, was auf eine gute Verträglichkeit des Medikaments hinweist.

CNM-Au8 wirkt, indem es die Energieproduktion in den Nervenzellen ankurbelt, was besonders wichtig für die Reparatur und Regeneration von geschädigten Myelinstrukturen ist. Die Ergebnisse der bisherigen Studien haben Clene Nanomedicine dazu veranlasst, eine Phase-3-Studie zu planen, um die Wirksamkeit und Sicherheit von CNM-Au8 weiter zu bestätigen und schließlich die Zulassung als Therapie für MS zu erreichen.

Clemastine Fumarat

Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist Clemastine Fumarat, ein Antihistaminikum, das auch als Remyelinisierungstherapie erforscht wird. Clemastine Fumarat wirkt als muskarinischer Acetylcholin-Rezeptor-Antagonist und hat gezeigt, dass es die Remyelinisierung in präklinischen Modellen fördert. In klinischen Studien hat Clemastine Fumarat signifikante Verbesserungen in den visuellen evozierten Potentialen (VEP) bei Patienten mit MS gezeigt, was darauf hinweist, dass es die Remyelinisierung fördert. VEP misst die Zeit, die ein visueller Reiz benötigt, um das Gehirn zu erreichen, und eine verkürzte Latenzzeit deutet auf eine verbesserte Signalübertragung hin.

Eine Phase-2-Studie zeigte, dass Clemastine Fumarat die Latenzzeit der VEP signifikant verkürzte, was auf eine effektive Remyelinisierung hindeutet. Diese Ergebnisse sind vielversprechend, da sie zeigen, dass Clemastine Fumarat die Reparatur der Myelinschicht unterstützen und die Funktionalität der Nervenfasern verbessern kann.

Pheno Therapeutics

Pheno Therapeutics arbeitet in Zusammenarbeit mit UCB an neuen Therapieansätzen zur Remyelinisierung. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Entwicklung neuartiger kleiner Moleküle, die die Myelinbildung fördern sollen. Diese Moleküle zielen darauf ab, die Differenzierung und Reifung von Oligodendrozyten zu stimulieren, was zur Reparatur der Myelinschicht beiträgt.

Pheno Therapeutics hat kürzlich eine Lizenzvereinbarung mit UCB abgeschlossen, die dem Unternehmen die weltweiten Rechte zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung eines präklinischen Programms zur Förderung der Remyelinisierung einräumt. Dieses Programm umfasst neuartige kleine Moleküle, die speziell entwickelt wurden, um die Myelinreparatur zu fördern. Die ersten Ergebnisse aus präklinischen Studien sind vielversprechend, und Pheno Therapeutics plant, diese Programme schnell in klinische Studien zu überführen, um ihre Wirksamkeit und Sicherheit zu testen.

Pheno Therapeutics setzt auf modernste Technologien wie phenotypisches Screening und Stammzelltechnologie, um die besten Kandidatenmoleküle zu identifizieren und zu optimieren. Diese Ansätze könnten die Entwicklung neuer Therapien beschleunigen und die Zeit bis zur Marktzulassung verkürzen. Das Ziel ist es, transformative Medikamente für die Behandlung von demyelinisierenden Erkrankungen wie MS zu liefern und damit die Lebensqualität der Patienten erheblich zu verbessern.

BTK-Inhibitoren

Auch BTK-Inhibitoren (Bruton-Tyrosinkinase) sind im Fokus der Forschung. Diese Medikamente modifizieren die Immunantwort und reduzieren die Entzündung im zentralen Nervensystem, was die neurodegenerative Komponente der MS adressieren soll. Sie befinden sich in der späten Testphase und könnten eine wichtige Rolle bei der Behandlung von MS spielen.

Meine Einschätzung

Die Entwicklungen im Bereich der Remyelinisierung bei MS bieten neue Hoffnung für Patienten. Die experimentellen Behandlungen CVL-1001 und CVL-2001 haben in präklinischen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt und könnten einen bedeutenden Fortschritt in der MS-Behandlung darstellen. Ebenso zeigt CNM-Au8 vielversprechende Ergebnisse in der Verbesserung der Nerven- und Myelingesundheit. Clemastine Fumarat bietet ebenfalls eine vielversprechende Option als Remyelinisierungstherapie.

Es bleibt abzuwarten, ob diese Behandlungen in klinischen Studien am Menschen ebenfalls erfolgreich sind und letztendlich zur Marktzulassung führen. Der Weg von der präklinischen Studie zur Marktzulassung eines Medikaments ist langwierig und kann mehrere Jahre dauern, da verschiedene Phasen klinischer Studien durchlaufen werden müssen. Dennoch bieten diese Fortschritte erhebliche Hoffnung auf neue und effektivere Therapien für MS-Patienten weltweit.

Quellen

++++ Die Scham der eigenen Schwäche ++++

Warum habe ich mit Multiple Sklerose so oft Tage mit wenig Energie?

Schwankende Energielevel sind für viele Menschen mit Multiple Sklerose eine tägliche Herausforderung, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Gute Tage, an denen es möglich scheint, den Alltag wie gewohnt zu bewältigen, wechseln sich ab mit Tagen, an denen selbst die kleinsten Aufgaben übermächtig wirken. Dieses ständige Auf und Ab führt zu emotionaler Belastung und kann schnell zu Frustration oder sozialem Rückzug führen. Oft wird davon ausgegangen, dass es sich bei dieser Erschöpfung um Fatigue handelt, jedoch ist das nicht immer der Fall. Doch was genau verursacht diese extreme Erschöpfung, und wie lässt sich der Alltag trotz der Einschränkungen besser gestalten?

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