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Drei Frauen in unterschiedlichen Situationen, die das Leben mit Multipler Sklerose zeigen.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Erkrankung des zentralen Nervensystems, die durch die Zerstörung der Myelinscheiden, den schützenden Hüllen um die Nervenfasern, gekennzeichnet ist. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Nervenleitung und verursacht Symptome wie Sehstörungen, Muskelschwäche und Koordinationsprobleme. Eine innovative Studie im "The Lancet" untersucht die Wirksamkeit von Clemastine Fumarat als Remyelinisierungstherapie, um diese Schädigung zu reparieren und die Symptome zu lindern.

Funktionsweise und Wirkmechanismus von Clemastine Fumarat

### Funktionsweise und Wirkmechanismus von Clemastine Fumarat

Clemastine Fumarat, auch bekannt unter dem Handelsnamen Tavegil, ist ein Antihistaminikum, das traditionell zur Behandlung von Allergien eingesetzt wird. Antihistaminika wirken, indem sie die Wirkung von Histamin blockieren, einer Substanz, die der Körper während einer allergischen Reaktion freisetzt. Dies hilft, Symptome wie Juckreiz, Niesen und laufende Nase zu lindern. 

Jüngste Forschungsergebnisse haben jedoch gezeigt, dass Clemastine Fumarat auch die Fähigkeit besitzt, die Remyelinisierung zu fördern. Remyelinisierung ist der Prozess der Reparatur der geschädigten Myelinscheiden, den schützenden Hüllen um die Nervenfasern, die bei Multiple Sklerose (MS) zerstört werden. Der genaue Mechanismus, durch den Clemastine Fumarat diese Wirkung erzielt, ist noch nicht vollständig verstanden. 

Es wird jedoch angenommen, dass das Medikament die Differenzierung von Oligodendrozyten-Vorläuferzellen zu Oligodendrozyten stimuliert. Oligodendrozyten sind spezialisierte Zellen im zentralen Nervensystem, die Myelin produzieren. Myelin ist eine fettige Substanz, die die Nervenfasern umhüllt und die schnelle Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht. Bei MS greift das Immunsystem irrtümlicherweise die Myelinscheiden an, was zu einer Verlangsamung oder Blockierung der Nervenimpulse und einer Vielzahl von neurologischen Symptomen führt.

Durch die Förderung der Differenzierung von Vorläuferzellen zu Myelin-produzierenden Oligodendrozyten kann Clemastine Fumarat dazu beitragen, die beschädigten Myelinscheiden wiederherzustellen. Dies könnte die Leitfähigkeit der Nerven verbessern und somit die Nervenfunktion wiederherstellen. Studien haben gezeigt, dass Clemastine Fumarat die Myelinisierung signifikant verbessern kann, was zu einer Reduktion der Symptome bei Patienten mit MS führt.

Ein weiterer möglicher Wirkmechanismus von Clemastine Fumarat könnte darin bestehen, die Entzündungsreaktionen im zentralen Nervensystem zu modulieren. Entzündungen spielen eine zentrale Rolle bei der Schädigung der Myelinscheiden bei MS. Durch die Reduktion der Entzündung könnte Clemastine Fumarat indirekt zur Remyelinisierung beitragen, indem es ein günstigeres Umfeld für die Reparaturprozesse schafft.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Clemastine Fumarat, obwohl es ursprünglich als Antihistaminikum entwickelt wurde, ein vielversprechendes Potenzial als Remyelinisierungstherapie bei MS aufweist. Die Förderung der Differenzierung von Oligodendrozyten und die mögliche Modulation von Entzündungsreaktionen könnten dazu beitragen, die durch MS verursachten Schädigungen zu reparieren und die neurologischen Funktionen zu verbessern. Weitere Forschung ist erforderlich, um die genauen Mechanismen und die langfristige Wirksamkeit dieser Therapie zu verstehen.

Klinische Studien und Ergebnisse

In einer kürzlich durchgeführten klinischen Studie, die im The Lancet veröffentlicht wurde, wurde die Wirksamkeit von Clemastine Fumarat als Remyelinisierungstherapie bei Patienten mit chronischer demyelinisierender Optikusneuropathie, einer Sehnervenentzündung im Zusammenhang mit MS, untersucht. Die Studie war ein randomisierter, placebokontrollierter Versuch, bei dem die Teilnehmer entweder Clemastine Fumarat oder ein Placebo erhielten.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Clemastine Fumarat die Myelinisierung signifikant verbesserte. Dies wurde durch verschiedene Messungen bestätigt, darunter die Verlängerung der visuellen evozierte Potentiale (VEPs), eine Methode zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit im Sehnerv. Patienten, die Clemastine Fumarat erhielten, zeigten eine deutliche Verkürzung der VEP-Latenzzeiten im Vergleich zur Placebogruppe. Dies deutet darauf hin, dass das Medikament die Leitfähigkeit der Nerven verbessert hat, was auf eine erfolgreiche Remyelinisierung hinweist.

Darüber hinaus berichteten die Patienten über eine Reduktion der Symptome, insbesondere der Sehstörungen. Diese Verbesserung der Symptome korrelierte mit den objektiven Messungen der Myelinisierung, was die Wirksamkeit von Clemastine Fumarat weiter unterstützt.

Sicherheit und Verträglichkeit

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Studie war die Bewertung der Sicherheit und Verträglichkeit von Clemastine Fumarat. Die Ergebnisse zeigten, dass das Medikament gut verträglich war, mit nur milden bis moderaten Nebenwirkungen, die typisch für Antihistaminika sind, wie Schläfrigkeit und Mundtrockenheit. Es wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet, was die Sicherheit der Langzeitanwendung von Clemastine Fumarat unterstützt.

Fazit

Clemastine Fumarat zeigt großes Potenzial als Remyelinisierungstherapie für Patienten mit Multiple Sklerose. Die Fähigkeit des Medikaments, die Myelinisierung zu verbessern und die Symptome zu lindern, bietet neue Hoffnung für Patienten, die unter den Auswirkungen dieser chronischen Erkrankung leiden. 

Quelle

  • Green AJ, Gelfand JM, Cree BA, et al. Clemastine fumarate as a remyelinating therapy for multiple sclerosis (ReBUILD): a randomised, controlled, double-blind, crossover trial. Lancet. 2017;390(10111):2481-2489. doi:10.1016/S0140-6736(17)32346-2

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Warum habe ich mit Multiple Sklerose so oft Tage mit wenig Energie?

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