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Drei Frauen in unterschiedlichen Situationen, die das Leben mit Multipler Sklerose zeigen.

Multiple Sklerose (MS) bringt eine Vielzahl von Symptomen mit sich, die das Leben der Betroffenen auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Eines der häufigsten und zugleich schwerwiegendsten Symptome ist die sogenannte Fatigue. Diese extreme Form der Müdigkeit unterscheidet sich von gewöhnlicher Erschöpfung und stellt für viele Menschen mit MS eine der größten Herausforderungen dar. Fatigue kann auch nach ausreichend Schlaf und Ruhe auftreten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Doch gerade weil dieses Symptom oft unsichtbar ist, wird es von der Außenwelt nur schwer verstanden.

Was ist Fatigue bei MS?

Fatigue ist nicht einfach nur das Gefühl, müde oder erschöpft zu sein. Es ist eine überwältigende, allumfassende Müdigkeit, die sowohl körperlich als auch geistig auftreten kann. Menschen mit MS, die unter Fatigue leiden, beschreiben sie oft als lähmend oder als ein Gefühl, als würden ihre Energiereserven wie durch ein Leck ständig abfließen, ohne dass sie die Möglichkeit haben, sich wirklich zu erholen.

Anders als normale Müdigkeit tritt Fatigue häufig unabhängig von den Aktivitäten oder der Menge an Schlaf auf. Selbst nach einer langen Nacht mit gutem Schlaf fühlen sich viele Betroffene schon am Morgen erschöpft. Dies führt nicht nur zu körperlicher Schwäche, sondern auch zu einer verringerten Konzentrationsfähigkeit, was die einfachsten alltäglichen Aufgaben zu einer großen Herausforderung machen kann.

Warum ist Fatigue so belastend?

Fatigue kann das Leben in vielerlei Hinsicht beeinflussen. Sie macht es schwierig, den Tag zu planen, da Betroffene nie wissen, wann die Erschöpfung zuschlägt. Häufig sind es die kleinen, alltäglichen Dinge – wie das Kochen, das Erledigen von Besorgungen oder sogar das Treffen mit Freunden – die plötzlich als überwältigend empfunden werden. Diese scheinbar endlose Erschöpfung kann dazu führen, dass Menschen sich aus dem sozialen Leben zurückziehen, was Einsamkeit und Isolation zur Folge haben kann.

Besonders herausfordernd ist auch der Umstand, dass Fatigue oft ein unsichtbares Symptom ist. Für Außenstehende wirkt jemand, der an Fatigue leidet, äußerlich oft gesund und munter. Freunde, Familie oder Kollegen könnten die Schwere des Symptoms daher unterschätzen oder gar nicht wahrnehmen. Diese Unsichtbarkeit kann dazu führen, dass Betroffene sich missverstanden oder sogar als faul wahrgenommen fühlen, was den emotionalen Druck zusätzlich erhöht.

Was verursacht Fatigue bei MS?

Die genaue Ursache von Fatigue bei MS ist noch nicht vollständig geklärt, aber Forscher vermuten, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. MS ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem die schützenden Myelinscheiden der Nervenfasern angreift. Diese Schädigung stört die Übertragung von Nervenimpulsen, was den Körper dazu zwingt, mehr Energie aufzuwenden, um alltägliche Funktionen auszuführen. Dieser erhöhte Energiebedarf kann zur Erschöpfung beitragen.

Zudem können Faktoren wie chronische Schmerzen, Schlafstörungen, Depressionen oder bestimmte Medikamente, die zur Behandlung von MS eingesetzt werden, die Fatigue verschlimmern. Für viele ist Fatigue daher ein Symptom, das durch eine Kombination von körperlichen, psychischen und umweltbedingten Faktoren beeinflusst wird.

Wie kann man mit Fatigue umgehen?

Fatigue kann das tägliche Leben von Menschen mit MS erheblich beeinträchtigen, aber es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, diese extreme Erschöpfung besser zu bewältigen. Es geht darum, die eigenen Energiequellen zu kennen, den Körper zu unterstützen und sich eine Lebensweise anzueignen, die es ermöglicht, trotz der Müdigkeit aktiv und erfüllt zu leben. Hier sind einige ausführlichere Ansätze, um besser mit Fatigue umzugehen:

1. Energiespartechniken und Priorisierung

Menschen mit MS müssen oft lernen, ihre Energie gezielt zu managen. Energiespartechniken sind Strategien, die es ermöglichen, die verfügbare Energie effizient einzusetzen und so lange wie möglich zu erhalten. Dazu gehören:

  • Aufgaben priorisieren: Es ist hilfreich, sich am Anfang des Tages zu überlegen, welche Aufgaben am wichtigsten sind und welche vielleicht verschoben oder delegiert werden können. Man sollte sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren und Aufgaben auf die Zeiten legen, in denen man sich am ausgeruhtesten fühlt, z.B. am Morgen oder nach einer Pause.
  • Pausen einplanen: Regelmäßige Pausen während des Tages sind entscheidend, um die Energiereserven zu schonen. Anstatt bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten, sollte man kleine Ruhephasen einlegen, bevor die Müdigkeit zu stark wird. Diese Pausen müssen nicht lange sein, manchmal reichen fünf Minuten, um dem Körper eine Erholung zu gönnen.
  • Tätigkeiten im Sitzen ausführen: Wo immer es möglich ist, sollte man versuchen, Tätigkeiten im Sitzen auszuführen, um Energie zu sparen. Zum Beispiel kann man beim Bügeln oder Kochen einen Stuhl nutzen. Auch das Tragen schwerer Gegenstände kann man vermeiden, indem man Rollwagen verwendet oder Hilfe in Anspruch nimmt.
  • Hilfsmittel einsetzen: Es gibt zahlreiche Hilfsmittel, die Menschen mit MS im Alltag unterstützen können. Ergonomische Geräte, Küchenutensilien oder sogar spezielle Möbelstücke können helfen, den Körper zu entlasten und die alltäglichen Aufgaben weniger anstrengend zu gestalten.

2. Körperliche Aktivität und Bewegung

Obwohl es paradox erscheinen mag, kann regelmäßige körperliche Aktivität tatsächlich dabei helfen, die Fatigue zu reduzieren. Leichte Bewegung trägt dazu bei, die allgemeine Fitness zu verbessern, die Muskelkraft zu erhalten und das Energieniveau zu stabilisieren. Allerdings sollte man behutsam vorgehen:

  • Angepasste Bewegung: Wichtig ist es, eine Form der Bewegung zu finden, die den eigenen Fähigkeiten und der Tagesform entspricht. Leichte Aktivitäten wie Spazierengehen, Radfahren oder Schwimmen sind schonend und fördern gleichzeitig das Wohlbefinden. Auch sanftes Yoga oder Tai Chi können hilfreich sein, um die Beweglichkeit zu verbessern und gleichzeitig Stress abzubauen.
  • Moderation ist der Schlüssel: Überanstrengung kann Fatigue verschlimmern. Daher ist es entscheidend, dass Menschen mit MS auf ihren Körper hören und nur so viel tun, wie sie können. Regelmäßige, kurze Bewegungseinheiten sind oft besser als längere, anstrengende Übungen, die zu Erschöpfung führen könnten.
  • Bewegung mit Pausen kombinieren: Es ist sinnvoll, sich nach jeder körperlichen Anstrengung eine Erholungspause zu gönnen. Bewegung ist wichtig, aber ebenso wichtig ist es, dem Körper die Möglichkeit zu geben, sich nach der Anstrengung wieder zu regenerieren.

3. Schlafhygiene verbessern

Da Fatigue oft trotz ausreichendem Schlaf auftritt, ist es umso wichtiger, eine gute Schlafqualität sicherzustellen. Schlafhygiene bezieht sich auf Verhaltensweisen und Umgebungsfaktoren, die zu einem besseren Schlaf beitragen. Dazu gehören:

  • Feste Schlafenszeiten: Regelmäßige Schlafens- und Aufstehzeiten helfen dem Körper, einen stabilen Schlaf-Wach-Rhythmus zu entwickeln. Dies unterstützt den natürlichen Biorhythmus und kann die Schlafqualität langfristig verbessern.
  • Schlaffördernde Umgebung schaffen: Ein dunkler, ruhiger und kühler Raum fördert einen erholsamen Schlaf. Ablenkungen wie laute Geräusche, helles Licht oder Bildschirme (Handy, Fernseher, Computer) sollten vor dem Schlafengehen vermieden werden, da sie den Körper wachhalten und das Einschlafen erschweren können.
  • Entspannungstechniken anwenden: Techniken wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen, sich zu entspannen und besser in den Schlaf zu finden. Diese Techniken beruhigen den Geist und verringern den Stress, der oft mit Fatigue einhergeht.

4. Gesunde Ernährung und Flüssigkeitszufuhr

Eine ausgewogene Ernährung kann dabei helfen, die Energie zu stabilisieren und extreme Schwankungen zu vermeiden. Einige Grundprinzipien, die Menschen mit Fatigue beachten sollten, sind:

  • Regelmäßige Mahlzeiten: Es ist hilfreich, den Tag über mehrere kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen, anstatt nur wenige große Mahlzeiten. Dies verhindert starke Blutzuckerschwankungen, die zu Erschöpfung führen können.
  • Vollwertkost und nä hrstoffreiche Lebensmittel: Frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, gesunde Fette (wie sie in Nüssen, Samen und Fisch vorkommen) und mageres Eiweiß sind nährstoffreiche Lebensmittel, die dem Körper langfristig Energie liefern und das allgemeine Wohlbefinden unterstützen.
  • Ausreichend trinken: Dehydration kann Müdigkeit verstärken, daher sollte man darauf achten, über den Tag verteilt genügend Wasser zu trinken. Besonders wichtig ist dies, wenn man Medikamente einnimmt, die entwässernd wirken können.

5. Medikamentöse Behandlung

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, Fatigue auch medikamentös zu behandeln. Es gibt spezielle Medikamente, die helfen können, die Symptome der Fatigue zu lindern. Dazu gehören:

  • Stimulanzien: In einigen Fällen verschreiben Ärzte Medikamente, die den Wachheitsgrad erhöhen und die Konzentration fördern, insbesondere in Situationen, in denen Fatigue das Arbeiten oder den Alltag erheblich behindert.
  • Antidepressiva: Da Fatigue oft mit Depressionen einhergeht, können Antidepressiva manchmal die Müdigkeit lindern, indem sie das allgemeine Wohlbefinden steigern und die psychische Belastung verringern.

Es ist wichtig, alle medikamentösen Optionen mit einem Arzt zu besprechen und eine individuell passende Therapie zu finden. Medikamente sollten stets in Kombination mit anderen Ansätzen verwendet werden, um das beste Ergebnis zu erzielen.

6. Psychologische Unterstützung und Selbsthilfe

Die psychische Belastung, die mit Fatigue einhergeht, sollte nicht unterschätzt werden. Die ständige Erschöpfung kann Gefühle von Frustration, Angst und Hilflosigkeit auslösen. In solchen Fällen kann psychologische Unterstützung helfen:

  • Therapie und Beratung: Eine Gesprächstherapie oder kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, mit den emotionalen Auswirkungen der Fatigue umzugehen. Therapeuten unterstützen dabei, negative Denkmuster zu erkennen und hilfreiche Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann entlastend sein. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen, Erfahrungen zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden.

Fazit

Der Umgang mit Fatigue erfordert Geduld, Flexibilität und Selbstfürsorge. Es gibt keine „Einheitslösung“ – jeder Betroffene muss seinen eigenen Weg finden, um mit der Erschöpfung umzugehen. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht überfordert, sondern die Signale des Körpers ernst nimmt. Mit der richtigen Unterstützung, sowohl durch das medizinische Team als auch durch das soziale Umfeld, können Menschen mit MS lernen, trotz Fatigue ein erfülltes und aktives Leben zu führen.

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