Datum: 6. bis 9. November 2024
Ort: CityCube Berlin, Deutschland
Motto: Neurologie und Immunologie
Die Zukunft der Neurologie wurde geschrieben: Vom 6. bis 9. November 2024 verwandelte sich der CityCube Berlin in das pulsierende Zentrum für Wissenschaft, Innovation und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Der 97. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) stand unter dem inspirierenden Motto „Neurologie und Immunologie“ und lockte mehr als 8.000 Experten aus aller Welt an. Mit bahnbrechenden Beiträgen, lebhaften Diskussionen und praxisnahen Einblicken setzte der Kongress neue Maßstäbe für die neurologische Forschung und Praxis. Im Fokus standen hochaktuelle Themen, die die Verbindung zwischen neurologischen Erkrankungen und immunologischen Prozessen beleuchteten und dabei die Grenzen des medizinischen Fortschritts verschoben.
Multiple Sklerose im Fokus
Ein zentrales Highlight des Kongresses war die Präsentation neuer Daten zu Multipler Sklerose (MS), einer chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems. Die Fortschritte in der MS-Therapie bildeten einen Schwerpunkt der Veranstaltung, insbesondere die Entwicklungen im Bereich der Antikörpertherapien und die Bedeutung eines frühen, intensiven Therapiebeginns.
Antikörpertherapien – Fortschritte und neue Ansätze
Antikörpertherapien standen im Mittelpunkt vieler Vorträge und Posterpräsentationen. Neue Studien belegen, dass bestimmte monoklonale Antikörper nicht nur in der Lage sind, die Krankheitsprogression effektiv zu hemmen, sondern auch langfristig eine Stabilisierung oder sogar Verbesserung neurologischer Funktionen ermöglichen können. Zu den wichtigsten monoklonalen Antikörpern gehören Ocrelizumab (Handelsname Ocrevus), das gegen CD20-positive B-Zellen gerichtet ist, sowie Ofatumumab (Handelsname Kesimpta), das ebenfalls CD20-B-Zellen gezielt deaktiviert. Natalizumab (Handelsname Tysabri) wirkt durch die Hemmung des Zelladhäsionsmoleküls α4-Integrin, während Alemtuzumab (Handelsname Lemtrada) gegen das Oberflächenprotein CD52 auf Lymphozyten gerichtet ist.
Strategie „hit hard and early“
Ebenfalls intensiv diskutiert wurde die Strategie „hit hard and early“. Hierbei handelt es sich um einen Ansatz, der auf einen möglichst frühen Beginn einer hochwirksamen Therapie abzielt, um die Krankheitsprogression von Anfang an zu verlangsamen. Frühzeitige Interventionen mit hochwirksamen Medikamenten können die langfristige Prognose der Patienten deutlich verbessern und Behinderungen hinauszögern oder sogar verhindern.
Mehrere Vorträge betonten, dass dieser Ansatz besonders bei jungen Patienten mit aggressiven Verläufen vielversprechend ist. Auch wurden neue diagnostische Marker präsentiert, die es ermöglichen können, Patienten mit einem hohen Risiko für eine rasche Krankheitsprogression früher zu identifizieren. Dies könnte in Zukunft die Entscheidung für einen frühen Einsatz von hochwirksamen Therapien erleichtern.
Neurologie und Immunologie – eine Synergie
Der Kongress verdeutlichte eindrucksvoll, wie eng die Neurologie und Immunologie miteinander verwoben sind. Nicht nur MS, sondern auch andere neurologische Erkrankungen wie Myasthenia gravis, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) und bestimmte Formen der Enzephalitis profitieren zunehmend von immunologisch fundierten Therapieansätzen.
Im Rahmen von interdisziplinären Symposien wurden Fortschritte in der Immuntherapie diskutiert, wobei der Fokus nicht nur auf Effektivität, sondern auch auf Sicherheit und Nebenwirkungsmanagement lag. Neue Medikamente, die spezifisch in die Signalwege des Immunsystems eingreifen, bieten vielversprechende Perspektiven, erfordern aber auch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung.
Fazit
Der 97. DGN-Kongress bot einen umfassenden Einblick in die neuesten Entwicklungen der Neurologie, insbesondere im Bereich der Multiplen Sklerose. Die Fortschritte bei Antikörpertherapien und die Unterstützung früher, intensiver Behandlungsstrategien unterstreichen die dynamische Entwicklung in diesem Fachgebiet. Die Verbindung von Neurologie und Immunologie wird zweifellos auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen – nicht nur bei MS, sondern bei einer Vielzahl neurologischer Erkrankungen.
Mit einer ausgewogenen Mischung aus hochkarätiger Wissenschaft und praxisrelevanten Themen setzte der Kongress einmal mehr Maßstäbe für den fachlichen Austausch und die Weiterentwicklung der Neurologie.
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