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Der diesjährige Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie und Klinische Immunologie (DGRh) fand vom 18. bis 21. September 2024 in Düsseldorf statt und zog mit über 3.100 Teilnehmern eine beeindruckende Anzahl von Fachleuten an. Die Tagung widmete sich praxisnahen Innovationen und neuen Therapieansätzen, die besonders im Bereich der immunologischen Behandlung von rheumatischen Erkrankungen von Bedeutung sind. Die Veröffentlichung neuer Leitlinien und die Einführung neuer Therapieoptionen sorgten für reges Interesse unter den Anwesenden.

Schwerpunktthema: Neue immunologische Ansätze

Auf dem diesjährigen DGRh-Kongress lag ein starker Fokus auf der Anwendung und Weiterentwicklung immunologischer Therapien für verschiedene rheumatische Erkrankungen. Speziell wurden Fortschritte bei der Behandlung von rheumatoider Arthritis (RA), axialer Spondyloarthritis (axSpA) und Psoriasis-Arthritis (PsA) beleuchtet. Prof. Frank Behrend vom Klinikum der Goethe-Universität Frankfurt hob in einem zentralen Vortrag die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnosestellung und umgehenden Therapieeinleitung hervor. Der Experte verwies auf die Notwendigkeit eines raschen Behandlungsbeginns, um Langzeitschäden und irreversible Beeinträchtigungen zu vermeiden. Besonders bei Psoriasis-Arthritis, so erläuterte er, sei die zeitliche Komponente entscheidend – verzögerte Behandlungsstrategien können zu schwerwiegenden und kaum aufholbaren Schäden führen.

Prof. Behrend stellte hierzu aktuelle Studien vor, die verdeutlichen, wie wichtig die Wahl der richtigen Behandlungsstrategie ist, um die Krankheitsprogression wirksam einzudämmen. Ein Hauptaugenmerk legte er auf den gezielten Einsatz von Biologika, die direkt in die immunologischen Prozesse eingreifen und entzündliche Reaktionen unterdrücken können. Insbesondere sprach er über Ustekinumab, einen Wirkstoff, der Interleukin-12 (IL-12) und Interleukin-23 (IL-23) hemmt und sich inzwischen als eine der effektivsten Behandlungsmöglichkeiten für Psoriasis-Arthritis etabliert hat.

Neue Studien zu Monotherapie und Kombinationstherapie

Ein zunehmend diskutiertes Thema in der Fachwelt ist die Frage, ob eine Monotherapie mit Ustekinumab ausreichend sein kann oder ob eine Kombination mit anderen Medikamenten wie Methotrexat notwendig ist. Viele Patienten erhalten derzeit eine Kombinationstherapie, in der Methotrexat als Ergänzung zu Ustekinumab verabreicht wird. Die Kombination zielt darauf ab, eine verstärkte Wirkung und eine langfristige Krankheitskontrolle zu erreichen. Prof. Behrend präsentierte jedoch eine kürzlich veröffentlichte Nicht-Unterlegenheitsstudie, die belegt, dass Ustekinumab auch als Monotherapie eine sehr wirksame Option darstellt. Diese Studie zeigte, dass die Monotherapie vergleichbare Erfolge wie die Kombinationstherapie erzielt und damit als eigenständiger Therapieansatz in Erwägung gezogen werden kann.

Der Vorteil einer Monotherapie liegt in der geringeren Medikamentenbelastung für den Patienten und einer möglichen Reduktion von Nebenwirkungen. Dies ist besonders wichtig, da Langzeittherapien mit mehreren Medikamenten die Lebensqualität beeinträchtigen und die Therapietreue beeinflussen können. Behrend betonte, dass neue Daten für die Praxis bedeuten, dass behandelnde Ärzte stärker auf individuelle Faktoren eingehen und Patienten gezielter auf Monotherapie oder Kombinationstherapie einstellen können.

Die Bedeutung zielgerichteter Therapien bei Psoriasis-Arthritis

Die Erkenntnisse zu Ustekinumab und die Entwicklung neuer immunologischer Ansätze betonen die Möglichkeiten, spezifische Krankheitsmechanismen gezielt zu blockieren und somit eine bessere Krankheitskontrolle zu erzielen. Die IL-12/23-Blockade ist ein gutes Beispiel für die zunehmende Präzision in der Therapie rheumatischer Erkrankungen. Der IL-12/23-Signalweg spielt eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess der Psoriasis-Arthritis. Durch die Hemmung dieser Interleukine kann die Entzündung effektiv reduziert werden, was den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst und den Patienten längerfristig stabilisiert.

Zusammenfassend verdeutlicht der Vortrag von Prof. Behrend, wie die gezielte Anwendung neuer immunologischer Therapien und eine frühzeitige Diagnose dazu beitragen können, die Prognose für PsA-Patienten deutlich zu verbessern. Die Fortschritte in der Monotherapie sowie die Erforschung neuer Wirkstoffe wie Ustekinumab bieten spannende Perspektiven für die Zukunft der Rheumatologie und lassen hoffen, dass immer mehr Patienten eine individualisierte, effiziente und nebenwirkungsarme Behandlung erhalten können.

Was sind Biosimilars?

Biosimilars sind biotechnologisch hergestellte Arzneimittel, die stark den sogenannten Original-Biologika (auch Referenzpräparate genannt) ähneln. Sie werden entwickelt, um die gleichen therapeutischen Wirkungen zu erzielen wie das Originalmedikament, sobald dessen Patentschutz abgelaufen ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Generika, die einfache, chemisch hergestellte Kopien ihrer Referenzprodukte sind, handelt es sich bei Biosimilars um komplexe biologische Nachbildungen. Da biologische Arzneimittel in lebenden Zellen hergestellt werden, sind sie extrem komplex und variieren leicht, auch innerhalb derselben Produktlinie.

Die Entwicklung eines Biosimilars erfordert daher umfangreiche Studien, um zu gewährleisten, dass es in Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit dem Originalprodukt gleicht. Dies wird durch detaillierte klinische Studien und strenge Prüfungen durch Aufsichtsbehörden wie die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) oder die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) sichergestellt.

Der Vorteil von Biosimilars liegt vor allem in der Kostensenkung und besseren Zugänglichkeit für Patienten. Da die teure Entwicklungsphase für das Originalpräparat bereits abgeschlossen ist, können Biosimilars deutlich günstiger angeboten werden. Das erleichtert den Zugang zu hochwertigen, biologischen Therapien und unterstützt die Versorgung in der Gesundheitslandschaft nachhaltig.

Verfügbarkeit neuer Biosimilars für Ustekinumab

Die Einführung von Biosimilars wie SteQeyma® für Ustekinumab stellt einen bedeutenden Schritt in der Versorgung von Rheumapatienten dar. Diese Nachahmerprodukte bieten eine kostengünstige Alternative zu Originalbiologika, was nicht nur die Therapiekosten senken, sondern auch die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit für eine breitere Patientengruppe verbessern kann. SteQeyma®, das im August 2024 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zugelassen wurde, ist ein Beispiel für die wachsende Rolle von Biosimilars in der rheumatologischen Behandlung. Klinische Studien bestätigen eine vergleichbare Wirksamkeit und Sicherheit gegenüber dem Originalprodukt, was das Vertrauen in diese alternativen Therapien stärkt.

Besonders hervorzuheben ist, dass Biosimilars wie SteQeyma® zur Flexibilität der Behandlungsstrategien beitragen. Die Kostenersparnis erlaubt es Ärzten, Therapieentscheidungen zunehmend unabhängig von finanziellen Einschränkungen zu treffen, was langfristig die Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Laut aktuellen Studien zeigen Ustekinumab und seine Biosimilars nicht nur eine hohe Wirksamkeit, sondern auch eine stabile Langzeitverträglichkeit. So erreichten etwa 79 % der Patienten mit Psoriasis, die mit SteQeyma® behandelt wurden, auch nach einem Jahr noch den PASI90-Wert, ein Indikator für eine starke Reduktion der Symptome.

Fazit und Ausblick

Der DGRh-Kongress 2024 verdeutlichte, wie dynamisch sich das Feld der immunologischen Therapien entwickelt. Neue Leitlinien und vielversprechende Therapieansätze, darunter Biosimilars wie SteQeyma®, eröffnen Rheumatologen und ihren Patienten neue Behandlungsoptionen. Der Einsatz von IL-12- und IL-23-Hemmern sowie weiteren innovativen Therapien könnte in den kommenden Jahren dazu beitragen, die Behandlungsergebnisse bei rheumatischen Erkrankungen weiter zu verbessern.

Quellen:

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