Rheuma verstehen heißt, die Sprache Ihres Körpers zu entschlüsseln – und Entzündungswerte sind der Schlüssel! Entdecken Sie, wie diese Werte Ihnen helfen, Ihre Krankheit in den Griff zu bekommen, Therapien zu optimieren und wieder mehr Lebensqualität zu gewinnen. Sie verraten, wie aktiv die Krankheit ist, ob Ihre Therapie wirkt und warnen vor möglichen Komplikationen.
Rheuma ist ein Überbegriff für mehr als 100 verschiedene Erkrankungen, die den Bewegungsapparat und oft auch innere Organe betreffen. Ein zentraler Aspekt bei der Diagnose und Überwachung vieler rheumatischer Erkrankungen sind Entzündungswerte. Sie geben Hinweise darauf, wie aktiv die Krankheit ist, und helfen dabei, die Wirksamkeit der Behandlung zu beurteilen. In diesem Artikel erklären wir, welche Entzündungswerte wichtig sind, was sie bedeuten und worauf Sie achten sollten.
Wichtige Entzündungswerte bei Rheuma
C-reaktives Protein (CRP): Ein Schlüsselindikator für Entzündungen
Das C-reaktive Protein, kurz CRP, ist ein Eiweißmolekül, das in der Leber gebildet wird. Es gehört zu den sogenannten Akute-Phase-Proteinen, die bei Entzündungen im Körper vermehrt ausgeschüttet werden. Das Besondere am CRP ist, dass es extrem schnell auf entzündliche Prozesse reagiert – oft innerhalb weniger Stunden. Seine Konzentration im Blut steigt an, wenn das Immunsystem auf eine Infektion, Verletzung oder Erkrankung wie Rheuma reagiert. Bei Patienten mit aktiven rheumatischen Erkrankungen, insbesondere rheumatoider Arthritis, ist der CRP-Wert daher häufig erhöht.
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Normalwerte und Abweichungen
Unter normalen Umständen liegt der CRP-Wert bei gesunden Menschen unter 5 mg/l. Ein solcher Wert signalisiert, dass es im Moment keine akuten Entzündungen im Körper gibt. Bei rheumatischen Erkrankungen oder anderen entzündlichen Prozessen kann der CRP-Wert jedoch deutlich ansteigen – teilweise auf über 100 mg/l. Die Höhe des Wertes gibt Hinweise auf die Stärke der Entzündungsreaktion und hilft Ärzten dabei, die Aktivität der Erkrankung zu beurteilen.
Die Bedeutung des CRP-Werts
Ein erhöhter CRP-Wert zeigt an, dass im Körper gerade eine Entzündungsreaktion stattfindet. Bei Rheuma ist dies oft ein Hinweis darauf, dass die Krankheit aktiv ist und ein Schub vorliegt. Gleichzeitig ist der CRP-Wert auch ein wichtiger Parameter, um den Erfolg einer Therapie zu überprüfen. Wenn der Wert nach Beginn einer Behandlung – beispielsweise mit Basistherapeutika oder Biologika – sinkt, ist dies ein gutes Zeichen dafür, dass die Therapie wirkt und die Entzündung zurückgeht.
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CRP als Frühwarnsystem
Das CRP bietet den Vorteil, dass es nicht nur schnell auf akute Entzündungen reagiert, sondern auch relativ spezifisch ist. Es ist weniger störanfällig durch andere Faktoren wie Stress oder kleine Verletzungen. Deshalb wird der CRP-Wert oft bevorzugt herangezogen, um den Verlauf von Rheuma zu überwachen und die Therapie anzupassen.
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Einschränkungen des CRP-Werts
Trotz seiner Aussagekraft sollte der CRP-Wert nie isoliert betrachtet werden. Es gibt Patienten mit Rheuma, deren CRP-Werte normal bleiben, obwohl die Krankheit aktiv ist. Umgekehrt können auch andere Ursachen wie Infektionen oder Gewebeschäden zu erhöhten Werten führen. Daher ist eine genaue Analyse und Ergänzung durch weitere Untersuchungen, wie die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) oder bildgebende Verfahren, essenziell.
Insgesamt ist das CRP ein unverzichtbares Hilfsmittel, um Entzündungen im Körper zu erkennen und zu überwachen. Seine Schnelligkeit und Spezifität machen es zu einem der wichtigsten Laborwerte bei rheumatischen Erkrankungen und darüber hinaus.
Leukozytenzahl: Ein wichtiger Hinweisgeber für Entzündungen und Immunaktivität
Leukozyten, besser bekannt als weiße Blutkörperchen, sind eine essenzielle Säule unseres Immunsystems. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Abwehr von Krankheitserregern, der Bekämpfung von Infektionen und der Regulierung von Entzündungsprozessen. Im Blutkreislauf zirkulierend, überwachen sie ständig den Körper auf potenzielle Bedrohungen und reagieren bei Bedarf sofort, um diese zu bekämpfen.
Die Anzahl der Leukozyten im Blut – die sogenannte Leukozytenzahl – ist ein dynamischer Marker, der Aufschluss über die Aktivität des Immunsystems und das Vorliegen von Entzündungen gibt. Besonders bei rheumatischen Erkrankungen, bei denen das Immunsystem eine Fehlreaktion zeigt, ist die Leukozytenzahl ein wertvoller diagnostischer und prognostischer Parameter.
Leukozyten und ihre Aufgaben
Leukozyten sind keine einheitliche Zellgruppe, sondern bestehen aus mehreren Untertypen mit spezialisierten Aufgaben:
- Neutrophile: Die "Ersthelfer" bei bakteriellen Infektionen und akuten Entzündungen.
- Lymphozyten: Zentral für die adaptive Immunität, sie erkennen spezifische Krankheitserreger und koordinieren die Immunantwort.
- Monozyten: Unterstützen bei der Beseitigung von Zelltrümmern und Gewebereparatur.
- Eosinophile und Basophile: Spielen eine Rolle bei allergischen Reaktionen und der Abwehr von Parasiten.
Diese Vielfalt ermöglicht es den Leukozyten, flexibel und effektiv auf verschiedene Bedrohungen zu reagieren.
Normalwerte und Abweichungen
Unter normalen Bedingungen liegt die Leukozytenzahl bei gesunden Erwachsenen zwischen 4.000 und 10.000 Zellen pro Mikroliter (μl) Blut. Werte in diesem Bereich signalisieren, dass das Immunsystem in Balance ist und keine akuten Entzündungsreaktionen vorliegen.
Erhöhte Leukozytenzahl (Leukozytose):
Ein Wert über 10.000/μl kann auf eine verstärkte Immunaktivität hinweisen. Mögliche Ursachen sind:
- Infektionen: Akute bakterielle oder virale Infektionen aktivieren das Immunsystem und erhöhen die Leukozytenzahl.
- Entzündungen: Bei rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis steigt die Zahl der weißen Blutkörperchen, insbesondere während eines Schubs.
- Stress: Körperlicher oder emotionaler Stress kann kurzfristig die Leukozytenzahl erhöhen.
- Medikamente: Kortikosteroide und andere entzündungshemmende Medikamente können ebenfalls zu einer Leukozytose führen.
Niedrige Leukozytenzahl (Leukopenie):
Ein Wert unter 4.000/μl deutet auf eine geschwächte Immunabwehr hin, die durch folgende Faktoren verursacht werden kann:
- Medikamente: Einige rheumatische Therapien, wie Methotrexat oder andere Immunsuppressiva, können die Leukozytenproduktion dämpfen.
- Infektionen: Bestimmte Virusinfektionen, wie das Epstein-Barr-Virus, können die Leukozytenzahl reduzieren.
- Autoimmunerkrankungen: Manchmal führen rheumatische Erkrankungen selbst zu einer Verminderung der Leukozyten.
Bedeutung der Leukozytenzahl bei rheumatischen Erkrankungen
Bei rheumatischen Erkrankungen, insbesondere der rheumatoiden Arthritis, ist die Leukozytenzahl ein zentraler Marker für die Krankheitsaktivität. Während eines Schubs, wenn das Immunsystem überreagiert und entzündliche Prozesse verstärkt auftreten, ist die Zahl der Leukozyten oft erhöht. Dies zeigt, dass das Immunsystem aktiv gegen vermeintliche Bedrohungen vorgeht – auch wenn diese in Wirklichkeit körpereigene Strukturen sind.
Eine Erhöhung der Leukozytenzahl kann auch durch Infektionen verursacht werden, die bei Rheumapatienten häufiger auftreten, insbesondere bei einer immunsuppressiven Therapie. Daher ist die regelmäßige Überwachung der Leukozytenzahl essenziell, um zwischen einem rheumatischen Schub und einer Infektion zu unterscheiden.
Wie wird die Leukozytenzahl gemessen?
Die Leukozytenzahl wird durch eine einfache Blutuntersuchung bestimmt, die Teil eines vollständigen Blutbildes ist. In einigen Fällen wird zusätzlich eine sogenannte Differentialblutuntersuchung durchgeführt, bei der die verschiedenen Leukozytentypen separat betrachtet werden. Dies hilft, die Ursache für eine Abweichung der Werte besser einzugrenzen.
Was sagen Veränderungen der Leukozytenzahl aus?
- Erhöhte Werte: Häufig ein Hinweis auf eine aktive Entzündung oder einen Infekt. Bei rheumatischen Erkrankungen kann dies auf einen Schub hinweisen.
- Sinkende Werte: Können auf Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine Infektion hinweisen, die das Immunsystem schwächt.
Grenzen der Leukozytenzahl
Die Leukozytenzahl ist ein wertvoller, aber unspezifischer Marker. Das bedeutet, dass Veränderungen nicht immer direkt auf rheumatische Erkrankungen zurückzuführen sind. Stress, Infektionen oder Medikamente können ebenfalls die Werte beeinflussen. Aus diesem Grund wird die Leukozytenzahl meist in Kombination mit anderen Entzündungsmarkern wie CRP oder BSG betrachtet.
Meine Meinung
Die Leukozytenzahl liefert wichtige Hinweise auf die Aktivität des Immunsystems und mögliche Entzündungen im Körper. Für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ist sie ein unverzichtbarer Marker, um Schübe zu erkennen, Infektionen auszuschließen und die Therapie zu überwachen. Gemeinsam mit anderen Laborwerten gibt sie ein umfassendes Bild der Krankheitsaktivität und hilft, die Behandlung optimal zu steuern. Regelmäßige Blutkontrollen und eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sind essenziell, um Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.
Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): Ein traditioneller, aber wichtiger Entzündungsmarker
Die Blutsenkungsgeschwindigkeit, kurz BSG, ist einer der ältesten diagnostischen Tests, der noch heute regelmäßig zur Erkennung und Überwachung von Entzündungen eingesetzt wird. Sie misst, wie schnell rote Blutkörperchen (Erythrozyten) innerhalb einer Stunde in einem senkrecht stehenden Röhrchen absinken. Die Geschwindigkeit dieses Absinkens hängt von mehreren Faktoren ab, die direkt oder indirekt mit Entzündungen im Körper zusammenhängen.
Bei Entzündungen oder Infektionen verändert sich die Zusammensetzung des Blutplasmas, vor allem durch die vermehrte Produktion von Eiweißen wie Fibrinogen. Diese Proteine fördern das Verklumpen der roten Blutkörperchen, wodurch sie schneller absinken. Die BSG spiegelt also indirekt entzündliche Prozesse im Körper wider und ist besonders hilfreich, um chronische oder systemische Entzündungen zu erkennen.
Normalwerte und deren Bedeutung
Die Normalwerte der BSG variieren leicht je nach Geschlecht und Alter:
- Frauen: bis 20 mm/h
- Männer: bis 15 mm/h
Bei älteren Menschen oder während einer Schwangerschaft können die Werte von Natur aus etwas höher liegen, ohne dass dies krankhaft ist. Werte, die diese Grenzen überschreiten, weisen jedoch oft auf Entzündungen, Infektionen oder andere gesundheitliche Probleme hin.
Was bedeutet eine erhöhte BSG?
Eine erhöhte BSG deutet darauf hin, dass im Körper ein entzündlicher Prozess stattfindet. Dieser kann akut sein, wie bei einer bakteriellen Infektion, oder chronisch, wie bei rheumatischen Erkrankungen. Besonders bei Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, systemischem Lupus erythematodes oder Polymyalgia rheumatica ist die BSG häufig erhöht.
Ein Anstieg der BSG kann aber auch durch andere Faktoren verursacht werden, darunter:
- Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen, die systemische Entzündungen auslösen.
- Krebserkrankungen: Einige Tumore, insbesondere solche, die mit einer Entzündungsreaktion einhergehen.
- Anämie: Ein Mangel an roten Blutkörperchen kann ebenfalls die BSG erhöhen.
Warum ist die BSG wichtig?
Die BSG ist ein wertvoller Marker, um chronische Entzündungen zu überwachen. Obwohl sie unspezifisch ist – das heißt, sie zeigt lediglich das Vorhandensein einer Entzündung, aber nicht deren Ursache – liefert sie zusammen mit anderen Tests wie dem CRP wichtige Hinweise. Bei rheumatischen Erkrankungen hilft die BSG, den Krankheitsverlauf zu beurteilen und die Effektivität von Therapien zu überprüfen. Wenn die BSG unter Behandlung sinkt, ist dies ein gutes Zeichen für eine abnehmende Entzündung und damit für eine bessere Krankheitskontrolle.
Einschränkungen der BSG
Die BSG ist ein indirekter Test und weniger präzise als neuere Entzündungsmarker wie das CRP. Ihre Ergebnisse können durch viele Faktoren beeinflusst werden, darunter:
- Nichtentzündliche Erkrankungen: Wie Anämien oder Schwangerschaft.
- Medikamente: Einige Medikamente können die BSG künstlich erhöhen oder senken.
Dennoch bleibt die BSG ein unverzichtbarer Bestandteil in der Diagnostik und Überwachung von Entzündungskrankheiten. Sie ist besonders nützlich, um chronische Entzündungen im Auge zu behalten und den langfristigen Verlauf von Erkrankungen wie Rheuma zu bewerten.
In Kombination mit anderen Untersuchungen gibt die BSG ein umfassenderes Bild der Krankheitsaktivität und kann helfen, Behandlungserfolge oder das Auftreten neuer Probleme frühzeitig zu erkennen.
Anti-Citrullin-Antikörper (ACPA) und Rheumafaktor (RF): Schlüssel zur Diagnose von rheumatoider Arthritis
Die Anti-Citrullin-Antikörper (ACPA) und der Rheumafaktor (RF) sind spezifische Antikörper, die eine zentrale Rolle bei der Diagnose der rheumatoiden Arthritis (RA) spielen. Während sie weniger für die Überwachung von Entzündungen geeignet sind, liefern sie wertvolle Hinweise auf das Vorliegen und den Schweregrad dieser chronisch-entzündlichen Erkrankung.
Was sind Anti-Citrullin-Antikörper (ACPA)?
ACPA, auch bekannt als Antikörper gegen citrullinierte Peptide, sind Autoantikörper, die gezielt gegen Proteine gerichtet sind, die durch ein biochemisches Verfahren namens Citrullinierung verändert wurden. Diese Veränderung tritt häufig im Rahmen von Entzündungsprozessen auf, insbesondere in den Gelenken von Menschen mit rheumatoider Arthritis.
- Spezifität für rheumatoide Arthritis: ACPA sind hochspezifisch für RA. Ein positiver Test auf diese Antikörper deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Vorliegen der Erkrankung hin, insbesondere in frühen Stadien.
- Prognostischer Wert: Studien zeigen, dass Patienten mit positivem ACPA-Test oft einen schwereren Krankheitsverlauf haben, der zu stärkeren Gelenkschäden führen kann. Dadurch sind ACPA nicht nur diagnostisch, sondern auch prognostisch relevant.
Was ist der Rheumafaktor (RF)?
Der Rheumafaktor ist ein Autoantikörper, der gegen den Fc-Teil von Immunglobulinen (IgG) gerichtet ist. Obwohl er früher als Hauptmarker für RA galt, ist der RF weniger spezifisch als ACPA und kann auch bei anderen Erkrankungen oder sogar bei gesunden Menschen vorkommen.
- Weniger spezifisch: Der RF kann bei anderen Autoimmunerkrankungen (wie Sjögren-Syndrom oder Lupus), chronischen Infektionen und bei älteren Menschen positiv sein.
- Diagnostische Bedeutung: Ein positiver RF-Test unterstützt die Diagnose von RA, vor allem, wenn er zusammen mit einem positiven ACPA-Test auftritt.
Warum sind ACPA und RF wichtig?
Beide Antikörper sind primär diagnostische Werkzeuge und keine direkten Indikatoren für die Entzündungsaktivität. Ihre Bedeutung liegt darin, dass sie die Diagnose von RA erleichtern und in frühen Stadien Klarheit schaffen können. Insbesondere ACPA haben durch ihre hohe Spezifität und prognostische Aussagekraft eine entscheidende Rolle.
Wann werden diese Tests durchgeführt?
- Bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis: Symptome wie morgendliche Gelenksteifigkeit, Schwellungen oder Schmerzen in mehreren Gelenken veranlassen Ärzte, ACPA und RF zu testen.
- Zur Unterscheidung von anderen Erkrankungen: Sie helfen, RA von anderen rheumatischen Erkrankungen zu unterscheiden.
Grenzen von ACPA und RF
Obwohl sie für die Diagnose von RA unverzichtbar sind, gibt es einige Einschränkungen:
- Kein direkter Entzündungsmarker: Die Werte geben keine Informationen über die aktuelle Krankheitsaktivität oder den Erfolg einer Therapie.
- Nicht immer positiv: Etwa 20–30 % der RA-Patienten haben keine ACPA oder RF (seronegative RA), was die Diagnose erschweren kann.
- Unspezifische RF-Erhöhung: Ein positiver RF-Test ist alleine nicht ausreichend, da er bei anderen Erkrankungen oder sogar bei gesunden Menschen auftreten kann.
Meine Meinung
Anti-Citrullin-Antikörper (ACPA) und Rheumafaktor (RF) sind unverzichtbare Werkzeuge bei der Diagnose von rheumatoider Arthritis. Sie bieten wichtige Einblicke in das Vorliegen und den möglichen Verlauf der Erkrankung, sind jedoch weniger geeignet, um die Krankheitsaktivität oder den Therapieerfolg zu beurteilen. In Kombination mit anderen diagnostischen Verfahren und Entzündungsmarkern wie CRP und BSG geben sie ein umfassenderes Bild und helfen, die bestmögliche Behandlung einzuleiten.
Warum sind Entzündungswerte wichtig?
Entzündungswerte spielen eine zentrale Rolle im Umgang mit Rheuma und können wie ein Kompass dabei helfen, den Verlauf der Erkrankung zu überwachen und zu verstehen. Für viele Betroffene kann es anfangs überwältigend sein, mit den medizinischen Details umzugehen, doch das Wissen um diese Werte gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Erkrankung besser nachzuvollziehen und aktiv an Ihrer Behandlung teilzunehmen.
Aktivität der Krankheit beurteilen
Ein wichtiger Aspekt ist die Einschätzung, wie aktiv die Erkrankung gerade ist. Wenn Entzündungswerte wie das CRP (C-reaktives Protein) oder die BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) deutlich erhöht sind, zeigt das, dass sich Ihr Immunsystem in einem „Alarmzustand“ befindet. Dieser Zustand führt zu den bekannten Beschwerden wie Gelenkschmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Normalisierte oder niedrige Entzündungswerte hingegen bedeuten, dass die Krankheit unter Kontrolle ist – ein Zustand, der für viele Betroffene mit einem spürbaren Gewinn an Lebensqualität einhergeht.
Therapieerfolg messen
Vielleicht fragen Sie sich manchmal, ob die Medikamente, die Sie einnehmen, wirklich helfen. Die Entzündungswerte können hier eine wertvolle Orientierung bieten. Wenn sie nach Beginn einer Therapie – sei es mit entzündungshemmenden Medikamenten, Basistherapeutika oder Biologika – kontinuierlich sinken, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Behandlung anschlägt. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Lichtblick auf dem Weg zu mehr Stabilität und weniger Beschwerden. Die Werte können Ihnen und Ihrem Arzt helfen, die Therapie gezielt anzupassen und mögliche Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Komplikationen frühzeitig erkennen
Manchmal steigen die Entzündungswerte plötzlich oder bleiben trotz Behandlung dauerhaft erhöht. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass etwas nicht stimmt – möglicherweise handelt es sich um einen Schub, aber auch andere Ursachen wie Infektionen oder Nebenwirkungen der Medikamente können dahinterstecken. In solchen Fällen sind die Entzündungswerte ein wertvoller „Frühwarnsensor“, der Ihnen und Ihrem Arzt hilft, rechtzeitig zu handeln und Komplikationen zu vermeiden.
Das große Ganze im Blick
Entzündungswerte sind jedoch nicht alles. Es ist wichtig, sie immer im Zusammenhang mit Ihren Symptomen, Ihrem allgemeinen Wohlbefinden und anderen Untersuchungen zu betrachten. Manchmal können die Werte normal sein, obwohl Sie Beschwerden haben – oder umgekehrt. Doch trotz dieser Grenzen sind sie ein unverzichtbares Hilfsmittel, um die Kontrolle über Ihre Erkrankung zu behalten.
Denken Sie daran: Entzündungswerte sind keine starren Zahlen, sondern ein Spiegel Ihrer individuellen Krankheitsaktivität. Je mehr Sie über sie wissen, desto besser können Sie verstehen, was in Ihrem Körper vorgeht – und das kann ein beruhigender Gedanke sein. Denn Wissen gibt Sicherheit, und Sicherheit hilft, den Herausforderungen von Rheuma selbstbewusster zu begegnen.
Grenzen der Entzündungswerte
- Manche Patienten mit Rheuma haben normale Entzündungswerte, obwohl die Erkrankung aktiv ist.
- Hohe Werte können auch durch andere Ursachen wie Infektionen, Verletzungen oder Stress ausgelöst werden.
- Entzündungswerte allein reichen nicht aus, um den gesamten Krankheitsverlauf zu beurteilen. Klinische Untersuchungen und bildgebende Verfahren sind ebenso wichtig.
Wie kann man Entzündungswerte senken?
Die Behandlung von Rheuma zielt darauf ab, Entzündungen zu reduzieren und langfristige Schäden zu verhindern. Dazu gehören:
- Medikamente:
- Basistherapeutika (DMARDs): Methotrexat, Leflunomid oder Sulfasalazin.
- Biologika: TNF-Hemmer oder Interleukin-Hemmer.
- Kortison: Wirkt schnell entzündungshemmend, sollte jedoch langfristig möglichst niedrig dosiert werden.
- Ernährung: Eine entzündungshemmende Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren (z. B. in Fisch und Leinsamen) und viel Obst und Gemüse kann unterstützend wirken.
- Lebensstil: Stressmanagement, ausreichend Bewegung und ein gesunder Schlafrhythmus können die Entzündung positiv beeinflussen.
Fazit
Entzündungswerte sind ein unverzichtbarer Bestandteil bei der Überwachung von rheumatischen Erkrankungen. Sie bieten wertvolle Einblicke in die Krankheitsaktivität und helfen, die Wirksamkeit von Therapien zu bewerten. Dennoch sollten sie stets im Kontext mit anderen Untersuchungen betrachtet werden. Wenn Sie Ihre Werte verstehen und aktiv in Ihre Therapie eingebunden sind, können Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt die bestmögliche Behandlung sicherstellen.
Haben Sie Fragen oder möchten mehr über Ihre Werte wissen? Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und lassen Sie sich ausführlich beraten – es ist ein wichtiger Schritt auf Ihrem Weg zu mehr Lebensqualität trotz Rheuma.
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