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Drei Frauen mit nachdenklichen und ernsten Blicken – Text: 'Mein Leben mit der Diagnose triple-negativer Brustkrebs

Eine Diagnose wie „triple-negativer Brustkrebs im Stadium II“ ist für Betroffene ein tiefer Einschnitt ins Leben. Plötzlich steht man vor Arztbriefen voller Abkürzungen, die beängstigend und unverständlich wirken. Doch hinter diesen Kürzeln verbirgt sich eine präzise Sprache, die Ärztinnen und Ärzte nutzen, um die Erkrankung genau zu beschreiben und die bestmögliche Behandlung festzulegen. Wenn man versteht, was gemeint ist, verliert der Text an Schrecken – und es wird spürbar, dass es klare Wege der Therapie gibt.

Frau (35–40) liest einen Arztbrief; ernster, fragender Blick; weißer Hintergrund
Ein Arztbrief voller Fachbegriffe kann verunsichern – doch richtig erklärt gibt er Klarheit und zeigt, dass es wirksame Therapien gibt

Histologischer Befund und Grading

Der Arztbrief beginnt meist mit der Beschreibung des Tumors. „Invasiv duktales Mammakarzinom NST, G3“ bedeutet: Der Krebs hat seinen Ursprung in den Milchgängen der Brust, er wächst invasiv, also ins umgebende Gewebe hinein, und „NST“ heißt „No Special Type“, ohne besondere Eigenschaften. Das Grading „G3“ sagt aus, dass die Krebszellen stark verändert und schnell wachsend sind. Auch wenn dies beängstigend klingt, eröffnet es eine therapeutische Chance: Aggressiv wachsende Zellen reagieren oft sehr empfindlich auf Chemotherapien.

Rezeptorstatus und Wachstumsrate

„ER 0 %, PR 0 %, HER2 0“ beschreibt den klassischen triple-negativen Status: Es fehlen die Hormonrezeptoren für Östrogen und Progesteron sowie der HER2-Rezeptor. Dadurch sind Hormontherapien oder HER2-Antikörper wie Trastuzumab hier wirkungslos. Gleichzeitig wird ein sehr hoher Ki-67-Wert, zum Beispiel 85 %, vermerkt. Dieser Wert zeigt, dass sich die meisten Tumorzellen gerade teilen. Genau darin liegt eine Angriffsfläche für Medikamente, die schnell wachsende Zellen blockieren.

Die TNM-Klassifikation

Im Arztbrief findet sich häufig: „pT2 pN1(sn) cM0“. Das bedeutet, dass der Tumor zwischen 2 und 5 Zentimeter groß ist (T2), dass ein oder mehrere Wächterlymphknoten befallen sind (N1), und dass keine Fernmetastasen nachgewiesen wurden (M0). Zusammengenommen entspricht das einem Stadium II B. Für Betroffene ist wichtig: Der Krebs ist zwar fortgeschritten, aber er hat den Körper noch nicht gestreut. Damit besteht eine sehr gute Grundlage für eine Heilung durch konsequente Therapie.

Resektionsstatus und weitere Kürzel

„R0“ bedeutet, dass der Tumor vollständig entfernt werden konnte. „L0, V0, Pn0“ geben an, dass weder Lymphbahnen, noch Blutgefäße oder Nerven betroffen sind. Diese Werte sind günstig und zeigen, dass die Erkrankung lokal begrenzt behandelt werden konnte.

Genetik – BRCA und PARP-Inhibitoren

Zusätzlich wird oft ein Gentest auf BRCA1- oder BRCA2-Mutationen gemacht. Fällt er positiv aus, kann das neben Chemotherapie und Operation den Einsatz neuer Medikamente ermöglichen, zum Beispiel PARP-Inhibitoren wie Olaparib. Steht im Befund „kein pathogener Keimbefund nachweisbar“, bedeutet das, dass keine erbliche Mutation gefunden wurde. Für Betroffene ist das entlastend, da es auch die Kinder nicht automatisch betrifft.

Ein Beispiel-Arztbrief mit Erklärung

Histologischer Befund:
Invasiv duktales Mammakarzinom NST, Grading G3.

Immunhistochemie:
ER 0 %, PR 0 %, HER2 0, Ki-67 85 %.

TNM-Klassifikation:
pT2 pN1(sn) cM0, Stadium II B nach UICC.

Resektionsstatus:
R0, L0, V0, Pn0.

Genetik:
BRCA1/2: kein pathogener Keimbefund nachweisbar.

Von der Diagnose zur Therapie

Nach einem solchen Befund steht die Frage im Raum: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Beim triple-negativen Brustkrebs im Stadium II ist die Therapie meist mehrstufig. Sie kombiniert Operation, Chemotherapie, eventuell Immuntherapie und Bestrahlung. Jede einzelne Maßnahme trägt dazu bei, das Rückfallrisiko zu senken.

Die Chemotherapie

Die Chemotherapie ist das Herzstück der Behandlung. Häufig kommen Anthrazykline wie Doxorubicin oder Epirubicin sowie Taxane wie Paclitaxel oder Docetaxel zum Einsatz. Diese Medikamente zerstören Krebszellen, indem sie deren Teilung verhindern. Oft wird die Chemotherapie schon vor der Operation gegeben („neoadjuvant“), um den Tumor zu verkleinern. Das hat den Vorteil, dass Ärztinnen und Ärzte direkt sehen können, wie der Tumor auf die Medikamente anspricht. Spricht er vollständig an, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs langfristig nicht zurückkehrt.

Immuntherapie und zielgerichtete Ansätze

In den letzten Jahren hat die Immuntherapie neue Hoffnung gebracht. Besonders der Wirkstoff Pembrolizumab (Keytruda) wird zunehmend auch bei TNBC im Stadium II eingesetzt, meist in Kombination mit Chemotherapie. Er hilft dem Immunsystem, die Krebszellen besser zu erkennen und zu bekämpfen. Studien zeigen, dass die Heilungschancen dadurch deutlich verbessert werden können.

Bei Patientinnen mit einer BRCA-Mutation kommt nach Abschluss der Standardtherapie häufig ein PARP-Inhibitor wie Olaparib in Frage. Dieses Medikament greift gezielt in die DNA-Reparatur der Krebszellen ein und verhindert so deren Überleben.

Operation und Bestrahlung

Nach der medikamentösen Vorbehandlung folgt die Operation. Ob eine brusterhaltende Operation möglich ist oder eine Mastektomie notwendig wird, hängt von der Tumorgröße und dem Ansprechen auf die Therapie ab. Im Anschluss erfolgt meist eine Bestrahlung, um eventuell verbliebene Krebszellen im Brust- oder Lymphknotenbereich zu zerstören.

Was bleibt für Betroffene?

So technisch und kühl der Arztbrief auf den ersten Blick wirkt – er beschreibt eine Erkrankung, die ernst, aber behandelbar ist. Die Kombination aus modernen Medikamenten, Operation und Bestrahlung eröffnet vielen Betroffenen mit TNBC im Stadium II eine sehr reale Chance auf Heilung. Es ist ein Weg, der Kraft kostet und Angst mit sich bringt. Doch die klare Sprache des Befundes und die strukturierten Therapiewege zeigen auch: Man ist dieser Krankheit nicht ausgeliefert. Medizin, Forschung und persönliche Stärke greifen ineinander – und aus dieser Verbindung wächst Hoffnung.

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