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Die Behandlung von chronisch-entzündlichen und Autoimmunerkrankungen hat in den letzten Jahren durch den Einsatz biologischer Medikamente einen bedeutenden Fortschritt erlebt. Eine der neuesten und effektivsten Entwicklungen in diesem Bereich sind IL-23-Inhibitoren. Diese Medikamente zielen auf das Interleukin-23 (IL-23) ab, ein Schlüsselmolekül im Immunsystem, das bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen eine zentrale Rolle spielt. Ihre hohe Selektivität und Wirksamkeit eröffnen Patienten mit Erkrankungen wie Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, axialer Spondyloarthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa neue Perspektiven auf eine bessere Lebensqualität.

Die Bedeutung von IL-23 im Immunsystem

IL-23 ist ein Zytokin, das von Immunzellen wie Makrophagen und dendritischen Zellen produziert wird. Es fördert die Differenzierung und Aktivierung von T-Helferzellen des Subtyps Th17, die eine zentrale Rolle bei der Vermittlung von Entzündungen spielen. Überaktivierte Th17-Zellen produzieren entzündungsfördernde Zytokine wie IL-17 und TNF-Alpha, die zu chronischen Entzündungen und Gewebeschäden führen können. Bei Autoimmunerkrankungen ist der IL-23/Th17-Signalweg oft überaktiv, was die typischen Symptome wie Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen verursacht.

IL-23-Inhibitoren greifen gezielt in diesen Prozess ein, indem sie die p19-Untereinheit von IL-23 blockieren. Dadurch wird die Aktivierung von Th17-Zellen gehemmt und die Entzündungsreaktion effektiv unterdrückt, ohne dabei andere wichtige Immunfunktionen zu beeinträchtigen. Dies macht IL-23-Inhibitoren zu einer hochspezifischen und gut verträglichen Behandlungsoption.

Wirkstoffe und Handelsnamen

Zu den wichtigsten IL-23-Inhibitoren gehören:

  • Ustekinumab (Stelara): Blockiert IL-12 und IL-23 und wird zur Behandlung von Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa eingesetzt.
  • Guselkumab (Tremfya): Wirkt selektiv auf IL-23 und wird vor allem bei Psoriasis und Psoriasis-Arthritis verwendet.
  • Tildrakizumab (Ilumetri): Ein IL-23-Inhibitor, der speziell für Psoriasis zugelassen ist.
  • Risankizumab (Skyrizi): Zielgerichtet gegen IL-23 und wirksam bei Psoriasis, Psoriasis-Arthritis und Morbus Crohn.
  • Mirikizumab (Omvoh): Neu zugelassen für Colitis ulcerosa, mit weiteren potenziellen Einsatzgebieten wie Psoriasis und Morbus Crohn.

Diese Medikamente sind meist als Injektionen verfügbar und werden in festgelegten Intervallen verabreicht, oft mit längeren Zeiträumen zwischen den Dosen, was ihre Anwendung für Patienten erleichtert.

Indikationen und klinische Relevanz

  • Psoriasis

    Psoriasis ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die durch rote, schuppige Plaques gekennzeichnet ist. IL-23-Inhibitoren haben sich hier als besonders wirksam erwiesen, da sie die zugrunde liegende Immunreaktion gezielt unterdrücken. Studien zeigen, dass Patienten unter IL-23-Inhibitoren oft eine vollständige oder nahezu vollständige Abheilung der Hautläsionen erreichen.

  • Psoriasis-Arthritis

    Bei Psoriasis-Arthritis, die sowohl Haut als auch Gelenke betrifft, reduzieren IL-23-Inhibitoren nicht nur die Hautsymptome, sondern auch die Entzündung in den Gelenken. Dies verbessert die Beweglichkeit und lindert Schmerzen, was die Lebensqualität der Patienten erheblich steigert.

  • Morbus Crohn

    Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die den gesamten Verdauungstrakt betreffen kann. IL-23-Inhibitoren wie Risankizumab zeigen hier vielversprechende Ergebnisse, insbesondere bei Patienten, die auf herkömmliche Therapien nicht ausreichend angesprochen haben.

  • Colitis ulcerosa

    Für Patienten mit Colitis ulcerosa, die vor allem den Dickdarm betrifft, wurde Mirikizumab als spezifischer IL-23-Inhibitor zugelassen. Studien zeigen, dass dieses Medikament die Entzündung im Darm reduziert, die Symptome lindert und langfristig die Schleimhautheilung fördert.

  • Axiale Spondyloarthritis

    Obwohl IL-23-Inhibitoren bisher primär bei Haut- und Darmerkrankungen angewendet wurden, zeigen neuere Studien vielversprechende Ergebnisse bei der axialen Spondyloarthritis. Diese Erkrankung betrifft vor allem die Wirbelsäule und kann zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Die gezielte Hemmung von IL-23 könnte eine wichtige Rolle bei der Behandlung spielen.

Nebenwirkungen von IL-23-Inhibitoren

IL-23-Inhibitoren gelten im Vergleich zu vielen anderen Biologika als gut verträglich, da sie gezielt in einen spezifischen Signalweg des Immunsystems eingreifen. Dennoch können, wie bei allen Medikamenten, Nebenwirkungen auftreten. Die Häufigkeit und Schwere dieser Nebenwirkungen variieren je nach Patient und Wirkstoff. Im Folgenden werden die häufigsten und relevantesten Nebenwirkungen von IL-23-Inhibitoren erläutert.

Infektionsrisiko

Da IL-23-Inhibitoren das Immunsystem modulieren, kann es zu einem erhöhten Risiko für Infektionen kommen. Typischerweise handelt es sich hierbei um leichte bis moderate Infektionen wie Atemwegsinfektionen (z. B. Erkältungen oder Bronchitis), Hautinfektionen oder Pilzinfektionen wie Soor. Schwere Infektionen, wie Lungenentzündungen oder systemische Infektionen, treten seltener auf, können jedoch bei immungeschwächten Patienten vorkommen.

Reaktionen an der Injektionsstelle

Da IL-23-Inhibitoren häufig subkutan (unter die Haut) injiziert werden, können lokale Reaktionen auftreten, wie Rötung, Schwellung, Schmerzen oder Juckreiz an der Injektionsstelle. Diese Reaktionen sind in der Regel mild und klingen von selbst ab.

Kopfschmerzen und Müdigkeit

Einige Patienten berichten über Kopfschmerzen, Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein nach der Injektion. Diese Symptome sind in der Regel vorübergehend und klingen nach einigen Tagen ab.

Magen-Darm-Beschwerden

Bei einigen Patienten können Magen-Darm-Probleme wie Übelkeit, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten. Diese Nebenwirkungen sind selten schwerwiegend und verschwinden meist von selbst.

Allergische Reaktionen

In seltenen Fällen können IL-23-Inhibitoren allergische Reaktionen auslösen. Symptome können Hautausschlag, Nesselsucht, Schwellungen im Gesicht oder an den Extremitäten und Atemnot (in sehr seltenen Fällen) umfassen. Allergische Reaktionen erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung und gegebenenfalls eine Anpassung der Therapie.

Langfristige Risiken

Da IL-23-Inhibitoren relativ neue Medikamente sind, sind langfristige Risiken und Nebenwirkungen noch nicht vollständig bekannt. Es gibt jedoch bisher keine Hinweise darauf, dass sie mit schwerwiegenden Komplikationen wie einer erhöhten Krebsrate oder Autoimmunreaktionen verbunden sind, wie es bei anderen Biologika gelegentlich vermutet wurde.

Abwägung von Nutzen und Risiken

IL-23-Inhibitoren bieten eine gezielte und oft gut verträgliche Behandlung für chronisch-entzündliche Erkrankungen. Die Nebenwirkungen sind in der Regel mild bis moderat, und schwere Komplikationen sind selten. Dennoch sollten Patienten regelmäßig von einem Arzt überwacht werden, um mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Die Wahl der Therapie sollte stets individuell getroffen werden, wobei Nutzen und potenzielle Risiken sorgfältig gegeneinander abgewogen werden.

Für Patienten, die auf andere Behandlungen wie TNF-Alpha-Inhibitoren nicht ansprechen oder diese schlecht vertragen, stellen IL-23-Inhibitoren eine vielversprechende Alternative dar. Die sorgfältige Überwachung während der Therapie minimiert die Wahrscheinlichkeit schwerer Nebenwirkungen und gewährleistet eine sichere Anwendung.

Vorteile und Ausblick

IL-23-Inhibitoren bieten mehrere Vorteile gegenüber älteren Therapien wie TNF-Alpha-Inhibitoren. Sie wirken gezielter, haben ein besseres Nebenwirkungsprofil und müssen weniger häufig verabreicht werden. Diese Medikamente eröffnen Patienten, die auf andere Behandlungen nicht ausreichend angesprochen haben, eine effektive Alternative.

Die Entwicklung von IL-23-Inhibitoren unterstreicht die Fortschritte in der personalisierten Medizin und zeigt, wie spezifische therapeutische Ansätze die Behandlung chronisch-entzündlicher Erkrankungen revolutionieren können. Mit fortlaufender Forschung und neuen klinischen Studien könnten die Einsatzmöglichkeiten dieser Medikamente weiter ausgebaut werden, was für viele Patienten eine deutlich verbesserte Lebensqualität bedeuten würde.

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