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Neue Wege zur Behandlung der axialen Spondyloarthritis
Die axiale Spondyloarthritis ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das Leben der Betroffenen oft erheblich einschränkt. Vor allem die Wirbelsäule ist betroffen, was zu Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen führt. In fortgeschrittenen Fällen kann die Erkrankung zur Versteifung der Wirbelsäule führen, was eine gravierende Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeutet. Auf dem Deutschen Kongress für Rheumatologie (DGRh) 2024 wurden neue Fortschritte in der Behandlung dieser Erkrankung vorgestellt. Diese Entwicklungen bieten Hoffnung auf bessere Therapieergebnisse und ein verbessertes Leben für die Patienten.

Die Bedeutung der axialen Spondyloarthritis und ihre Herausforderungen

Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) gehört zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und wird in zwei Hauptformen unterteilt: die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew) und die nicht-radiografische axiale Spondyloarthritis. Beide Formen sind durch chronische Entzündungen im Bereich der Wirbelsäule gekennzeichnet. Typische Symptome wie Rückenschmerzen, morgendliche Steifheit und eingeschränkte Beweglichkeit belasten die Patienten oft über viele Jahre. Die Erkrankung tritt häufig in jungen Jahren auf und beeinträchtigt damit besonders die aktive Lebensphase der Betroffenen.

Die Behandlung der axSpA ist komplex, da die Erkrankung individuell unterschiedlich verläuft. Während einige Patienten gut auf bestehende Therapien wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) oder TNF-Alpha-Inhibitoren ansprechen, bleiben bei anderen die Symptome bestehen oder verschlimmern sich im Verlauf. Dies macht die Entwicklung neuer Therapieansätze besonders wichtig.

Fortschritte in der medikamentösen Therapie

IL-17- und IL-23-Inhibitoren: Gezielte Kontrolle der Entzündung

Ein zentraler Fortschritt in der Behandlung der axSpA ist die Weiterentwicklung von IL-17- und IL-23-Inhibitoren. Diese Wirkstoffe greifen gezielt in den Signalweg der Entzündung ein, der durch bestimmte Zytokine wie IL-17 und IL-23 vermittelt wird. IL-17-Inhibitoren, wie Secukinumab (Cosentyx®) und Ixekizumab (Taltz®), haben in klinischen Studien gezeigt, dass sie Schmerzen und Steifheit wirksam reduzieren können. Sie verbessern nicht nur die Symptome, sondern wirken auch strukturellen Schäden entgegen, die langfristig zu einer Versteifung der Wirbelsäule führen können.

Ein besonders innovativer Ansatz ist der duale IL-17-Inhibitor Bimekizumab (Bimzelx®), der sowohl IL-17A als auch IL-17F neutralisiert. Seit seiner Zulassung im Jahr 2023 hat Bimekizumab in Studien signifikante Verbesserungen bei Patienten mit hoher Krankheitsaktivität gezeigt. Diese neuen Behandlungsoptionen erweitern die therapeutischen Möglichkeiten für Patienten, die auf andere Therapien nicht ausreichend ansprechen.

Mehr informationen zu Bimekizumab (Bimzelx®:
Bimekizumab (Bimzelx®): Ein innovativer Ansatz in der Behandlung entzündlicher Erkrankungen

Aktuell gibt es jedoch keine spezifischen IL-23-Inhibitoren, die für die Behandlung der axialen Spondyloarthritis zugelassen sind. Obwohl IL-23 eine Rolle im Entzündungsprozess spielt, haben Studien gezeigt, dass diese Inhibitoren bei axSpA nicht den erwarteten Nutzen bringen. Daher bleibt die Therapie dieser Erkrankung vor allem auf IL-17-Inhibitoren und andere bewährte Behandlungsansätze konzentriert.

Kombinationstherapien: Verstärkte Wirksamkeit durch Synergien

Die Diskussion um Kombinationstherapien hat auf dem Deutschen Kongress für Rheumatologie (DGRh) 2024 besondere Aufmerksamkeit erhalten. Kombinationstherapien, bei denen mehrere Wirkstoffe mit unterschiedlichen Zielmechanismen eingesetzt werden, versprechen eine verbesserte Kontrolle der Erkrankung. Während die Standardtherapie bei axialer Spondyloarthritis in der Regel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Biologika wie TNF-Alpha- oder IL-17-Inhibitoren umfasst, wird die gleichzeitige Anwendung mehrerer Biologika oder krankheitsmodifizierender Antirheumatika (DMARDs) mit Vorsicht betrachtet.

Einige Studien haben jedoch gezeigt, dass duale Interleukin-Inhibitoren, die beispielsweise sowohl IL-17A als auch IL-17F blockieren, vielversprechende Ergebnisse erzielen können. Ein solcher monoklonaler Antikörper hat kürzlich die Zulassung für die Therapie von Psoriasis-Arthritis und axialer Spondyloarthritis erhalten. Die Hemmung beider Interleukine führte zu signifikanten Verbesserungen bei Schmerzen, Steifheit und anderen Krankheitsparametern. Dies unterstreicht das Potenzial von Kombinationstherapien, die entzündlichen Prozesse effektiver zu kontrollieren.

Allerdings bergen solche Ansätze auch das Risiko erhöhter Nebenwirkungen, insbesondere Infektionen. Daher wird die Anwendung von Kombinationstherapien nur unter strenger ärztlicher Überwachung empfohlen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die optimale Nutzung dieser Therapieansätze bei axialer Spondyloarthritis besser zu verstehen und zu etablieren.

Die Rolle von Biomarkern in der Behandlung der axialen Spondyloarthritis

Biomarker sind messbare Indikatoren für biologische Prozesse im Körper und spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Diagnose, Überwachung und Behandlung von Krankheiten, einschließlich der axialen Spondyloarthritis (axSpA).

Diagnostische Rolle von Biomarkern

Die Diagnose der axialen Spondyloarthritis ist oft schwierig, da die Symptome, insbesondere Rückenschmerzen, auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Biomarker wie das Gen HLA-B27 haben eine besondere Bedeutung in der Diagnostik. HLA-B27 ist bei etwa 80–90 % der Patienten mit ankylosierender Spondylitis (einer Form der axSpA) positiv und wird daher als ein wichtiger genetischer Marker angesehen. Seine Präsenz kann die Wahrscheinlichkeit einer axSpA erhöhen und unterstützt die frühzeitige Diagnose in Verbindung mit klinischen und bildgebenden Befunden.

Therapieüberwachung und personalisierte Medizin

Biomarker spielen eine zentrale Rolle bei der Überwachung der Behandlungseffekte. Bei axSpA werden entzündungsbezogene Marker wie C-reaktives Protein (CRP) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) regelmäßig überprüft, um die Wirksamkeit der Therapie zu beurteilen. Die Identifikation spezifischer Biomarker kann außerdem helfen, vor Beginn der Behandlung zu prognostizieren, welche Patienten gut auf bestimmte Therapien ansprechen werden. Dies spart Zeit und vermeidet unnötige Nebenwirkungen durch ineffektive Therapien.

Zukunftsperspektiven

Die Forschung an Biomarkern schreitet stetig voran. In der Zukunft könnten Biomarker nicht nur für die Diagnose und Überwachung eingesetzt werden, sondern auch die Therapieentwicklung unterstützen. Biomarker-basierte Therapien könnten individuell zugeschnittene Behandlungsstrategien ermöglichen, die die Lebensqualität der Patienten weiter verbessern.

Fazit

Die Fortschritte in der Behandlung der axialen Spondyloarthritis markieren einen wichtigen Wendepunkt in der Rheumatologie. Sie zeigen, wie innovative Medikamente und personalisierte Ansätze die Therapie chronisch-entzündlicher Erkrankungen revolutionieren können. Biomarker unterstützen dabei die Diagnose, Therapieüberwachung und personalisierte Behandlung. Für Patienten bedeutet dies neue Hoffnung auf ein Leben mit weniger Schmerzen, mehr Beweglichkeit und einer besseren Lebensqualität. Die auf dem DGRh 2024 vorgestellten Entwicklungen unterstreichen den Stellenwert der Forschung und die Notwendigkeit, die Behandlung weiter zu optimieren, um den individuellen Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden.

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Quelle

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