Wenn bei Ihnen oder jemandem, den Sie kennen, Brustkrebs diagnostiziert wurde, werden Sie wahrscheinlich mit vielen komplexen Begriffen und Tests konfrontiert, die zunächst verwirrend sein können. Einer dieser wichtigen Tests ist der Score nach Elston und Ellis, auch bekannt als Nottingham Histology Score. Dieser Score hilft den Ärzten zu verstehen, wie aggressiv der Brustkrebs ist und wie er am besten behandelt werden kann.
Was bedeutet der Nottingham Histology Score für Brustkrebs?
Wie wird der Score berechnet?
Der Score basiert auf der Untersuchung des Brustkrebsgewebes unter dem Mikroskop und bewertet drei Hauptmerkmale:
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Knotenbildung
Hier wird untersucht, wie viele Drüsen der Tumor bildet, die normalerweise Flüssigkeiten im Körper produzieren. Ein Tumor, der viele solcher Strukturen bildet, gilt als weniger aggressiv.
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Nukleäre Pleomorphie
Bezieht sich auf die Größe und Form der Zellkerne im Tumor. Sind die Kerne sehr unterschiedlich und unregelmäßig, deutet dies auf einen aggressiveren Krebs hin.
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Mitotische Aktivität
Hier wird gezählt, wie viele Zellen sich gerade teilen. Eine hohe Anzahl von Zellteilungen zeigt an, dass der Krebs schnell wächst.
Punktzahl von 1 bis 3
Jedes dieser Merkmale erhält eine Punktzahl von 1 bis 3, wobei 1 die beste und 3 die schlechteste Bewertung darstellt. Die Summe dieser Punkte ergibt den Gesamtscore, der zwischen 3 (wenig aggressiv) und 9 (sehr aggressiv) liegen kann.
Fallbeispiele
Fallbeispiele veranschaulichen die praktische Anwendung des Scores nach Elston und Ellis.
Nehmen wir zum Beispiel eine Patientin, bei der ein Mammakarzinom mit guter Tubulusbildung (Score 1), geringer Kernpleomorphie (Score 1) und geringer mitotischer Aktivität (Score 1) diagnostiziert wurde. Ihr Gesamtscore wäre somit 3, was auf einen gut differenzierten Tumor hinweist und in der Regel mit einer günstigen Prognose verbunden ist. Die Behandlung könnte in diesem Fall konservativer sein, möglicherweise mit einer Kombination aus Operation und Strahlentherapie, gefolgt von einer Hormontherapie, abhängig von anderen Faktoren wie dem Hormonrezeptorstatus des Tumors.
Ein weiteres Beispiel wäre eine Patientin mit einem Brusttumor, der schlecht differenzierte Tubuli (Score 3), eine hohe nukleäre Pleomorphie (Score 3) und eine hohe mitotische Aktivität (Score 3) aufweist, was zu einem Gesamtscore von 9 führt. Dies deutet auf einen aggressiven Tumor hin, der eine intensivere Behandlung, möglicherweise einschließlich Chemotherapie, erfordert, um das Risiko eines Rückfalls zu minimieren.
Hoffnungsvolle Beispiele
Fallbeispiel 1: Gut differenzierter Tumor
Bei Maria wurde ein Brusttumor diagnostiziert, der bei der Untersuchung eine gute Tubulusbildung (Score 1), eine geringe Kernpleomorphie (Score 1) und eine geringe mitotische Aktivität (Score 1) zeigte. Ihr Gesamtwert war 3, was bedeutet, dass der Tumor gut differenziert und weniger aggressiv ist. Marias Behandlung bestand aus einer Operation, bei der der Tumor entfernt wurde, und einer anschließenden Strahlentherapie. Ihre Ärzte sind optimistisch, dass diese Behandlung sehr wirksam sein wird, da der Tumor als weniger aggressiv eingestuft wurde.
Fallbeispiel 2: Positives Ergebnis trotz höherem Score
Johanna hatte einen Brusttumor mit einem höheren Score (7), was auf einen mäßig aggressiven Krebs hinweist. Ihre Behandlung bestand aus einer Kombination von Chemotherapie, Operation und Bestrahlung. Trotz anfänglicher Bedenken wegen der Aggressivität ihres Tumors sprach Johanna sehr gut auf die Behandlung an. Ein Jahr nach Abschluss der Therapie zeigten die Untersuchungen keine Anzeichen von Krebs, und Johanna führt ein aktives und erfülltes Leben.
Meine Meinung
Der Score nach Elston und Ellis ist ein wichtiges Instrument, das Ärzten hilft, die Art des Brustkrebses zu verstehen und die beste Behandlung für jede Patientin zu planen. Auch wenn die Diagnose Brustkrebs beängstigend sein kann, ermöglichen die moderne Medizin und personalisierte Behandlungsansätze vielen Patientinnen, die Krankheit erfolgreich zu bekämpfen. Fallbeispiele wie die von Maria und Johanna geben Hoffnung und zeigen, dass eine positive Prognose auch bei unterschiedlichen Scores möglich ist.
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