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Brustkrebs ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Frauen. Zur Bestimmung von Aktivität und Aggressivität des Tumors nutzen Ärzte verschiedene Indikatoren, wobei der Ki67-Index eine Schlüsselrolle spielt.

Arztbrief: ki67-Wert

Ein niedriger Ki67-Wert ist eine gute Nachricht

Ki67 ist ein Protein, das auf der Oberfläche von sich teilenden Zellen erscheint. Ein hoher Prozentsatz von Krebszellen, die Ki67 zeigen, deutet auf einen aktiven und möglicherweise aggressiven Tumor hin. Andererseits ist ein niedriger Ki67-Wert in der Regel eine positive Nachricht, da er darauf hinweist, dass der Tumor weniger aktiv ist. Forschungen zeigen, dass Tumoren mit weniger als 25% Ki67-positiven Zellen oft mit einer günstigeren Prognose verbunden sind.

Der Ki67 ist ein wichtiges Kriterien für die Chemotherapie

Ein hoher Ki67-Wert zeigt, dass ein großer Prozentsatz der Tumorzellen sich gerade in der Wachstumsphase befindet, was auf einen aktiveren und potenziell aggressiveren Tumor hindeuten kann.

Die Erkenntnis, dass ein hoher Ki67-Wert auf eine erhöhte Effektivität einer Chemotherapie hinweisen kann, ist für die Therapieentscheidung wichtig. Chemotherapie ist eine intensive Behandlung mit dem Ziel, Krebszellen abzutöten oder ihr Wachstum zu verhindern. Da eine Chemotherapie auch gesunde Zellen beeinflussen und Nebenwirkungen haben kann, ist es entscheidend, diejenigen Patientinnen auszuwählen, die am wahrscheinlichsten von dieser Behandlung profitieren.

Kombination von hohem Ki67-Wert und anderen Faktoren

Brustkrebszellen weisen auf ihrer Oberfläche spezielle Proteine auf, die als Rezeptoren bekannt sind. Diese Rezeptoren spielen eine entscheidende Rolle, da sie beeinflussen, wie die Krebszellen auf Hormone und andere Signale reagieren. Die Art und Menge dieser Rezeptoren kann auch bestimmen, welche Behandlung am effektivsten ist. Es ist daher für Ärzte wichtig, diese Rezeptoren zu identifizieren, um eine gezielte und effektive Therapie festzulegen.

Hormonrezeptoren für Östrogen und Progesteron sind solche Rezeptoren. Ein positiver Status für diese Hormonrezeptoren bedeutet, dass die Krebszellen auf diese Hormone ansprechen und durch sie wachsen können. Auf der anderen Seite steht der HER2-Rezeptor, der, wenn er positiv ist, anzeigt, dass der Tumor eine übermäßige Menge dieses Proteins hat, was ebenfalls das Tumorwachstum fördert.

Die Kombination eines hohen Ki67-Wertes mit positiven Hormonrezeptoren und einem negativen HER2-Rezeptor hat sich als besonders relevant für die Therapieentscheidung erwiesen. Tumoren mit dieser Kombination scheinen besonders gut auf Chemotherapie anzusprechen. Das bedeutet, dass diese spezifische Gruppe von Patientinnen wahrscheinlich einen signifikanten Nutzen aus der Chemotherapie ziehen würde, da sie den Tumor effektiv bekämpfen und die Überlebensrate verbessern kann.

Fallbeispiele

Ein höherer Ki67-Wert deutet auf eine schnellere Zellteilungsrate hin, was bei Krebserkrankungen auf eine aggressivere Tumorerkrankung hinweisen kann. Hier sind acht fiktive Fallbeispiele für verschiedene Ki67-Werte, die das Spektrum von sehr niedriger bis sehr hoher Proliferationsaktivität aufzeigen:

Fallbeispiel 1: Sehr niedriger Ki67-Wert (<10%)

  • Patientin: Eine 55-jährige Frau mit einem neu diagnostizierten Brustkrebs.
  • Befund: Der Tumor wurde in einem frühen Stadium entdeckt. Immunhistochemische Färbungen zeigen einen Ki67-Wert von 5%. Dies deutet auf eine sehr niedrige Proliferationsrate hin.
  • Bedeutung: Der niedrige Ki67-Wert lässt darauf schließen, dass der Tumor langsam wächst. Das könnte bedeuten, dass die Erkrankung weniger aggressiv ist, was die Prognose der Patientin verbessern könnte. Die Behandlung kann konservativer angesetzt werden, möglicherweise mit einer Kombination aus Operation und Strahlentherapie, ohne sofort eine aggressive Chemotherapie einzuleiten.

Fall 2: Niedriger Ki67-Wert (<15%)

  • Patientin: 56 Jahre, postmenopausal
  • Diagnose: Invasives duktalen Karzinom, Grad 1. Ki67-Wert: 10%.
  • Behandlung: Lumpektomie gefolgt von Strahlentherapie. Aufgrund des niedrigen Ki67-Wertes entscheidet man sich gegen eine Chemotherapie.
  • Prognose: Günstig, da der niedrige Ki67-Wert auf eine langsamere Wachstumsrate des Tumors hinweist.

Fall 3: Niedriger Ki67-Wert (10-20%)

  • Patient: Ein 63-jähriger Mann mit Prostatakrebs.
  • Befund: Bei der Diagnose zeigt der Tumor einen Ki67-Wert von 15%.
  • Bedeutung: Ein Ki67-Wert in diesem Bereich weist auf eine moderate Proliferationsrate hin. Der Krebs wächst langsamer als bei hohen Ki67-Werten, was auf eine günstigere Prognose hindeuten könnte. Die Behandlung könnte eine Kombination aus Operation, Strahlentherapie und gegebenenfalls Hormontherapie umfassen, abhängig von anderen Faktoren wie dem Gleason-Score.

Fall 4: Mäßig erhöhter Ki67-Wert (20-30%)

  • Patientin: 45 Jahre, prämenopausal
  • Diagnose: Invasives lobuläres Karzinom, Grad 2. Ki67-Wert: 25%.
  • Behandlung: Mastektomie mit anschließender adjuvanter Chemotherapie und Hormontherapie.
  • Prognose: Mäßig, da der Ki67-Wert auf eine moderate Wachstumsrate des Tumors hinweist. Die Kombinationstherapie zielt darauf ab, das Rezidivrisiko zu minimieren.

Fall 5: Hoher Ki67-Wert (30-50%)

  • Patientin: Eine 47-jährige Frau mit einem aggressiven Lymphom.
  • Befund: Die Biopsie zeigt einen Ki67-Wert von 30%.
  • Bedeutung: Dieser relativ hohe Ki67-Wert deutet auf eine hohe Proliferationsrate des Tumors hin, was auf eine aggressive Erkrankung schließen lässt. Eine intensive Behandlung, einschließlich Chemotherapie und möglicherweise Immuntherapie, könnte erforderlich sein, um die Krankheit effektiv zu bekämpfen.

Fall 6: Hoher Ki67-Wert (30-50%)

  • Patientin: 38 Jahre, prämenopausal
  • Diagnose: HER2-positives invasives duktalen Karzinom, Grad 3. Ki67-Wert: 45%.
  • Behandlung: Neoadjuvante Chemotherapie gefolgt von Mastektomie und adjuvanter HER2-zielgerichteter Therapie.
    Prognose: Vorsichtig optimistisch, obwohl der hohe Ki67-Wert auf ein aggressiveres Tumorwachstum hinweist. Die intensivierte Therapie soll die Prognose verbessern.

Fall 7: Sehr hoher Ki67-Wert (>40%)

  • Patient: Ein 52-jähriger Mann mit einem malignen Melanom.
  • Befund: Der Tumor weist einen Ki67-Wert von 60% auf.
  • Bedeutung: Ein sehr hoher Ki67-Wert wie dieser zeigt eine sehr schnelle Zellteilungsrate an, was auf ein besonders aggressives Tumorwachstum hinweist. Die Prognose ist vorsichtiger zu stellen, und es ist wahrscheinlich, dass eine Kombination aus chirurgischem Eingriff, zielgerichteter Therapie, Immuntherapie und möglicherweise Chemotherapie benötigt wird, um die Krankheit zu bekämpfen.

Fall 8: Sehr hoher Ki67-Wert (>50%)

  • Patientin: 32 Jahre, prämenopausal
  • Diagnose: Triple-negatives Brustkarzinom, Grad 3. Ki67-Wert: 70%.
  • Behandlung: Aggressive neoadjuvante Chemotherapie, gefolgt von Mastektomie und Strahlentherapie.
    Prognose: Herausfordernd, da der sehr hohe Ki67-Wert ein schnelles Tumorwachstum anzeigt. Triple-negative Brustkrebsfälle sind besonders schwierig zu behandeln, aber eine aggressive Behandlungsstrategie wird angewendet, um die besten möglichen Ergebnisse zu erzielen.

Zusammenfassung und wichtige Aussagen

  • Der Ki67-Index spielt eine entscheidende Rolle bei der Therapieentscheidung.
  • Ein niedriger Ki67-Wert bedeutet eine gute Prognose. Studien zeigen, dass der Schwellenwert für eine gute Prognose bei weniger als 25% liegt.
  • Ein hoher Ki67-Wert zeigt an, dass es sich um einen besonders aggressiven Tumor handelt. Eine Entscheidung für eine Chemotherapie ist dann sinnvoll.
  • Besonders interessant ist die Tatsache, dass Tumoren mit hohem Ki67-Wert und positiven Hormonrezeptoren für Östrogen und Progesteron sowie einem negativen HER2-Rezeptor besonders gut auf Chemotherapie ansprechen könnten.

Ein wichtiger Wert

Trotz seiner Bedeutung wird der Ki67-Index immer im Gesamtkontext betrachtet, da er nur einer von vielen Faktoren ist, die bei der Beurteilung von Brustkrebs berücksichtigt werden müssen.

Zu den anderen entscheidenden Faktoren gehören die Größe des Tumors, der Hormonrezeptorstatus und der HER2-Status. Es ist auch wichtig zu beachten, dass der Ki67-Index manchmal ungenau sein kann, da verschiedene Labors leicht unterschiedliche Ergebnisse liefern können.

Dennoch bleibt der Ki67-Index ein wichtiges Instrument, das wertvolle Informationen über die Prognose und die erforderlichen Behandlungsschritte bei Brustkrebs liefert.

Quellen, Leitinien & Studien
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Aromatasehemmer

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2013.
  • Fachinformation: Exemestan, unter: www.fachinfo.de, (Abruf: 23.08.2023).
  • Geisslinger, G. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen - Pharmakologie, Klinische Pharmakologie, Toxikologie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 11. Auflage, 2020.

BRCA-Mutation

Brustkrebsoperationen

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Stand August 2019. Online unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de (Anruf: 25.08.2023).
  • Deutsche Krebsgesellschaft, Onko Internetportal, Brustkrebs: Basis-Infos für Patientinnen und Angehörige. Online unter www.krebsgesellschaft.de (Zugriff am 25.08.2023).
  • AGO Empfehlungen „Diagnosis and Treatment of Patients with Primary and Metastatic Breast Cancer”, Stand: März 2021:
    https://www.ago-online.de

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